Japaner forcieren Implementationswettrennen und Unix-Anwendungen

Fujitsu: 1989 OSI auf der ganzen Linie

19.08.1988

LONDON (CW) - Im Einklang mit dem allgemeinen Bekenntnis der japanischen Industrie zu offenen Standards hat Fujitsu jetzt angekündigt, bis zum kommenden Frühjahr in seine gesamte Produktpalette vom PC bis zum Mainframe und Supercomputer OSI-Protokolle zu implementieren.

Zwar wird die fristgerechte Realisierung dieses Vorhabens der japanischen Rechnerbauer angezweifelt, doch verfügt Fujitsu bereits - wie der britische Branchendienst Computergram hervorhebt - über umfassende Implementationen, die sowohl auf OSI-Spezifikationen als auch auf herstellerspezifischen, nämlich solchen der Fujitsu Netzwerk Architektur, FNA, basieren.

IBMs Systems Network Architektur wiederum sei eine Untermenge

von FNA. Die Japaner versprechen also über die normale Rückwärtskompatibilität zu älteren Versionen von FNA hinaus - und zwar gleichfalls auf allen Fujitsu-Systemen - weiterhin Kompatibilität oder immerhin Konnektivität mit der IBM-Netzwerk-Architektur. Ferner solle FNA5, so die Bezeichnung der OSI-Version von FNA, mit dem vom US-Verteidigungsministerium vorgeschriebenen Protokoll TCP/IP konform gehen und die Verbindung zu ISDN sowie Hochgeschwindigkeitsnetzwerke auf der Basis des Token-Ring-Standards unterstützen. Außerdem werde das OSI-Modell in den Fujitsu-eigenen Mehrwertdienst Fenice übernommen. Computergram zufolge stehen hierfür die Preise schon fest: Monatlich sind für die File-Transfer-Software bei großen Rechnern 450 Dollar zu zahlen, bei kleineren Rechnern und PCs werden es 225 Dollar sein.

Neben dieser Ankündigung stand IDG zufolge die Mitteilung, daß man in Tokio über ein Zusammengehen von Fujitsu und Hitachi in Sachen OS/2 nachdenkt, und zwar im Hinblick auf 32-Bit-Rechner, die beide Hersteller anbieten. Außerdem gebe es derzeit Gespräche mit Sun Microsystems Inc. über ein Wiederverkaufsabkommen für die Unix-basierten Workstations der Amerikaner unter Fujitsu-Label. Zwar haben die Japaner bereits mit dem Verkauf einer Lizenz-Version des Sun-Rechners begonnen, aber sie ist nicht kompatibel zu IBMs OS/2.

Zur Realisierung all dieser Vorhaben benötigt das Unternehmen offenbar weitere Mitarbeiter: Im März nächsten Jahres sollen 120 "Mid-Career engineers" angeheuert werden, die das rasch wachsende Geschäft mit Computern und Halbleitern in den Griff bekommen sollen. Der Auftragsbestand sei zur Zeit um 10 Prozent höher als im vergangenen Jahr, nur der Personalmangel verhindere kürzere Lieferfristen.