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Fürs Sun Grid fehlen noch die Rechner

04.05.2005
Der radikale Utility-Dienst "Sun Grid" startet öffentlich wohl erst im Juli - eigentlich dafür eingeplante Server verkaufte Sun vorerst nämlich lieber an Kunden.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems muss, wie es im Rahmen seiner quartalsweisen Produktankündigung Network Computing 2005 Quarter 2 einräumte, den geplanten Rollout seines Utility-Dienstes "Sun Grid" auf vermutlich Juli dieses Jahres verschieben. Der Grund: Dem Unternehmen fehlen noch die nötigen Rechner, nachdem eigentlich für Sun Grid eingeplante Server stattdessen an Kunden geliefert wurden.

"Wir können nicht starten, solange wir nicht substanziell viele CPUs dahinter sitzen haben", erklärte Aisling MacRunnels, Senior Director of Utility Computing. "All die Prozessoren, die wir eigentlich einsetzen wollten, sind an eine Vielzahl von Banken geliefert worden." Rund 30 ausgewählte Kunden können trotzdem bereits auf Sun Grid zugreifen, Namen wollte MacRunnels aber noch keine nennen.

An Sun Grid entwickelt der Hersteller aus dem kalifornischen Palo Alto bereits seit Ende vergangenen Jahres. Wenn der Service irgendwann öffentlich zugänglich ist, soll er wie ein Energie- oder Wasserversorger funktionieren. Kunden können über eine Website Rechenleistung und Storage-Kapazität für einen Dollar pro CPU und Stunde beziehungsweise pro Gigabyte und Monat beziehen können. Solche Ressourcen sollen dann sogar als Commodity über den elektronische Marktplatz von Archipelago angeboten werden.

Die nötigen Rechner und Speichersubsysteme platziert Sun in drei regionalen Rechenzentren in Virginia und New Jersey (USA) sowie London. Eigentlich sollten bereits sechs solche Data Center fertig sein, dies scheiterte MacRunnels zufolge aber an technischen und logistischen Problemen.

Aus Sicht von Analysten hinkt Sun mit seinem Utility-Angebot hinter Wettbewerbern wie IBM und Hewlett-Packard hinterher. Sun selbst betont allerdings, dass das öffentlich zugängliche Sun Grid etwas ganz anderes sei als die Utility-Angebote der Konkurrenz, die normalerweise speziell an die Bedürfnisse bestimmter Großkunden angepasst seien.

Allerdings sind bei Sun Grid noch einige rechtliche und organisatorische Fragen offen - beispielsweise die Vertragsgestaltung und Abwicklung des Supports. "Letzten Endes geht es darum, was der Markt willens ist zu kaufen", erläuterte Dan Hushon, Chief Technologist of Strategic Development. "Das Letzte, was wir wollen, ist da etwas hinzustellen, was dann nachher niemanden interessiert."

Jonathan Eunice, Analyst bei Illuminata, vermutet, dass bei Sun aufgrund des Sparkurses der letzten Jahre derzeit einfach Personal und Ressourcen zu knapp sind. "Sun ist gegenwärtig unterbesetzt und -ausgestattet", befindet der Branchenkenner. Dazu kommt noch, dass sich mit Robert Youngjohn der für das Sun-Grid-Projekt verantwortliche Manager in der vergangenen Woche abgeseilt hatte, um President und CEO von Callidus Software zu werden. Ihn beerbte Stuart Wells, zuvor Vice President of Wall Street Technologies.

Neue Hardware hatte Sun übrigens beim NC05Q2 nicht in petto. Stattdessen gab es neue Systems-Management-Software ("N1 System Manager", "N1 Service Provisioning System") sowie neue Storage-Software und -Managed Services und die Zertifizierung von "Oracle 10g" für Solaris 10. Außerdem tritt der Hersteller ab sofort mit einer neuen Corporate Identity auf und will seine Marke in den kommenden unter dem Motto "Share" neu positionieren. (tc)