Acucobol firmiert jetzt als Acu-Corp.

"Für wirtschaftliche Anwendungen bleibt Cobol die Sprache der Wahl"

17.04.1998

Daß weder C, C++ noch Java der altgedienten Cobol-Sprache das Wasser reichen können, erschließt Acu-Corp.-Chefin Cooper aus Statistiken von IDC und Gartner Group, wonach die rund 180 Milliarden Zeilen Cobol-Code nach wie vor jährlich um zusätzliche fünf Milliarden anwachsen. Als Grund für die stabile Position von Cobol nennt sie bekannte Vorteile wie leichte Erlernbarkeit und Wartbarkeit durch die Anlehnung der Syntax an die englische Sprache sowie kommerzielle Features etwa für die betriebswirtschaftlichen Rechenarten. Sprachen wie C oder C++ eigneten sich dagegen eher für hardwarenah programmierende Techniker oder wie Visual Basic und Java für die Entwickung grafischer Oberflächen.

Auch die Entwickler selbst sind ein Argument für Cobol.C- und C++-Programmier kosten als Universitätsabgänger viel Geld und müssen zudem als Informatiker erst in die betrieblichen Anforderungen eingearbeitet werden.Cobol-Entwickler kämen dagegen oft aus den Fachbereichen, für die sie nach einer Weiterbildung entwickeln.

Standardsoftware als Hauptkonkurrent

Die eigentliche Konkurrenz für Cobol liege daher eher in den betriebswirtschaftlichen Paketen von SAP, Baan, Oracle und anderen.Allerdings würden viele Unternehmen den teuren und schwierigen Umstieg auf diese Produkte scheuen.Ein Grund, nicht zu wechseln, besteht auch darin, daß die alten Cobol-Programme oft Funktionen haben, die den standardisierten betriebswirtschaftlichen Paketen fehlen.Hinzu kommt, daß Anwender, die den Code ihrer Programme selbst besitzen, sich nicht von der Update-Politik von Herstellern abhängig machen.

Dennoch sehen sich viele Anwender gezwungen, umzusteigen.Genau darauf hat sich die Acu-Corp. spezialisiert.Ähnlich wie Java arbeitet deren "Acucobol" mit einer Ablaufumgebung, die es für rund 600 Plattformen gibt.Auf diese Weise wird der einmal auf Acucobol portierte Code nahezu systemunabhängig.

Modernisierung in Richtung OOP

Auch das Manko einer fehlenden Entwicklung für grafische Benutzeroberflächen wurde mit der Version 4.0 von "Acucobol-GT" gelöst, die im Juni dieses Jahres auf den Markt kommt.Dabei greift der Entwickler mit Cobol-Befehlen auf Windows-Bibliotheken zu und braucht sich daher laut Hersteller keine Gedanken um Microsoft-spezifi-sche Programmiertechniken zu machen.

Über ein Plug-in lassen sich zudem Cobol-Programme von jedem Browser aus benutzen - ein Vorteil vor allem für Außendienstmitarbeiter.Auch der Datenbankzugriff zu modernen SQL-Datenbanken von Microsoft, Sybase und Oracle ist gesichert.Direkte Verbindungen zu den Datenbanken von der IBM und Informix sind in Vorbereitung, sie können aber auch schon jetzt über eine ODBC-Schnittstelle eingebunden werden.

Selbst Objektorientierung gibt es mit Cobol.Zwar ist der entsprechende Cobol-Standard von ANSI und ISO 1997 gescheitert.Die Bearbeitung kommt jedoch zur Jahrtausendwende als "Cobol 2000".