Amerikanischer Managertest bewertet Ken Olsen mit "sehr gut", aber:

Für Wang und Castro wieder schlechte Noten

08.05.1987

NEW YORK (CW) - Ein unerfreuliches Ergebnis hatte für einige Bosse aus der DV-lndustrie der diesjährige Managertest, den die Analysten von Standard & Poor's für das US-Wirtschaftsmagazin "Business Week" durchführten. Dabei stehen die Präsidenten von Wang Labs und Data General nicht zum erstenmal am Pranger.

Mit der Note 1 belohnt wurden heuer DEC-Chairman Ken Olsen, der sich in den letzten drei Jahren mit insgesamt 2,17 Millionen Dollar begnügte, und Cray-Chairman John Rollwagen, dessen Dienste mit 2,56 Millionen Dollar vergütet wurden. Beide Unternehmen waren an der Börse solche Renner, daß aus 100 Dollar, die ein Anleger Ende 1983 in Aktien einer dieser Companies investiert hatte, bis Ende 1986 satte 291 Dollar wurden.

Auf der anderen Seite macht das Wirtschaftsblatt Manager der DV-Branche wie An Wang (Wang Labs) und Edson de Castro (Data General) für die Kursverluste ihrer Gesellschaften verantwortlich. Das heißt: Sie bekommen mit der "5" die schlechteste Note und gehören damit zu den untersten fünf Prozent auf der Effizienz-Skala. Schon im vorigen Jahr hatten die Statistiker den beiden Magnaten vernichtende Zeugnisse ausgestellt; gemeinsam mit Apple-Chairman John Sculley gehörten sie zu den fünf Spitzenreitern der damaligen Negativ-Hitparade.

Der inzwischen zurückgetretene Wang verdiente zwar 1986 nur 405 000 Dollar, hatte aber zuvor eine Mehrjahres-Sondervergütung kassiert, so daß binnen 36 Monaten 5,23 Millionen Dollar auf seinem Privatkonto eingingen. Dies war nach Ansicht der "Business Week" entschieden zuviel - hatten doch die Börsianer in dieser Zeit von je 100 Dollar Einsatz rund 66 Dollar verloren. Bei Data General blieben den Aktionären von 100 Dollar nach den drei Jahren noch 80 Dollar. Dafür war Chef Ed de Castro aber gar nicht bescheiden: Über 10 Millionen Dollar ließ er sich, Bonus und Incentives eingerechnet, überweisen - bei einem eigentlichen Jahressalär von unter einer halben Million Dollar.

Auch NCR-Boß Charles Exley kam nicht ungeschoren davon, obwohl die NCR-Aktien unter seiner Regie im fraglichen Zeitraum an der Börse um 46 Prozent stiegen. Mit über acht Millionen Dollar erschien er den New Yorker Analysten jedoch derart überbezahlt im Verhältnis zu seinem Erfolg, daß es für eine "4" nicht mehr reichte. Mit dieser Note, die man aus der Schule unter "ausreichend" kennt, bewertete "Business Week" indes John Akers, den ersten Mann bei IBM.

Akers ließ sich seine Dienste von Big Blue 1986 mit - gemessen an der Verantwortung - bescheidenen 712 000 Dollar honorieren, zu denen allerdings weitere 785 000 Dollar an Sondergratifikation hinzukamen. In der gesamten Untersuchungszeit summierten sich seine Einnahmen auf 5,17 Millionen Dollar. Sein Stellvertreter und Finanzchef Paul Rizzo durfte 7,6 Millionen Dollar einstreichen. Seine Quittung: eine "5" von der gestrengen Jury.