INS bringt Vitalsuite in die Fusion ein

Für Lucents Dienstleister beginnt die Arbeit

03.12.1999
LONDON (jha) - Mit der Übernahme des Netzwerk-Dienstleisters International Network Services (INS) hat sich Lucent Technologies einen Service-Arm mit 5500 Mitarbeitern geschaffen. INS, das mittlerweile mit der Netcare-Divison zu dem Unternehmen Netcare Professional Services verschmolzen wurde, hat neben Experten aber auch das Produkt "Vitalsuite" mitgebracht. Das Performance-Management-Paket liegt nun in der Version 7.0 vor.

Der im August angekündigte, rund 3,7 Milliarden Dollar teure Merger zwischen INS und Lucent ist vollzogen. Lucent hat sich damit eine Organisation geschaffen, die sich nach Einschätzung der Analysten von Meta Group zu einer kleinen Gruppe von Service-Anbietern im Netzgeschäft mit Beratungs-, Planungs-, Umsetzungs und Betriebs-Know-how zählen darf. Als Pluspunkt vermerken die Marktbeobachter zudem, daß Netcare bei der Verschmelzung von Sprach- und Datennetzen aus dem Wissensfundus der Muttergesellschaft schöpfen kann.

Das ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal, denn Cisco hat einen ähnlichen Deal abgeschlossen. Der Networking-Marktführer, der mehr und mehr in das angestammte Lucent-Geschäft mit TK-Equipment drängt, investierte ebenfalls im August rund eine Milliarde Dollar in den noch gemeinsam mit den Wirtschafts- und Rechnungsprüfungsgesellschaft KPMG zu gründenden Dienstleister KPMG Consulting. Das Unternehmen wird 20 000 KPMG-Beschäftigte übernehmen, weitere 4000 Internet-Experten sollen in den nächsten Monaten eingestellt werden.

Es deutet sich also ein heftiger Wettbewerb nicht nur um Kunden, sondern auch um Mitarbeiter an, da Netzprofis weltweit rar und gefragt sind. Diese Situation wird sich verschärfen, denn die Meta Group erwartet von allen ernstzunehmenden Marktteilnehmern - und dazu zählen die Analysten sowohl Carrier und Service-Provider als auch Equipment-Lieferanten - ein verstärktes Engagement im Dienstleistungsgeschäft.

Die Lucent-Tochter Netcare Professional Services glaubt sich in diesem Umfeld mit rund 10000 Kunden in 40 Ländern gut aufgestellt. Den deutschen Markt betrat INS erst Anfang des Jahres, dennoch gibt sich Andreas Bruns, der als Vice-President Operations das hiesige Geschäft verantwortet, selbstbewußt: "Wir sind mit insgesamt 65 Mitarbeitern die größte Consulting-Organisation auf diesem Markt in Deutschland."

INS hat sich bislang immer als herstellerneutraler Dienstleister positioniert: "Wir installieren vermutlich mehr Cisco-Komponenten als Cisco selbst", untermauerte Wolter Lemstra, Vice-President Marketing bei Lucent, dieses Selbstverständnis. Meta Group sieht jedoch diese Position unter den Fittichen der Mutter verwässern. Netcare wie auch die Cisco-KPMG-Kombination sollten sich hüten, warnen die Marktkenner, ihre Dienstleister zu Vertriebszwecken zu mißbrauchen.

Neben den Beratungsaktivitäten vertrieb INS mit der Vitalsuite auch ein Produkt für das IT-Management. Vitalsuite ist nun in der Version 7.0 verfügbar. Es besteht aus den Komponenten "Vitalnet" für die Kontrolle, Analyse und Leistungsvorhersage in LANs und WANs, "Vitalanalysis" für die Langzeitanalysen von Applikationen und die Überwachung von Service Level Agreements sowie "Vitalhelp", einem Werkzeug für Helpdesk-Mitarbeiter. Gemeinsamer Nenner für die drei Ausführungen ist die zentrale Konsole "Myvital", das der Hersteller als unternehmensweites Performance-Portal bezeichnet. Es läßt sich je nach Bedarf des darauf zugreifenden Mitarbeiters konfigurieren. IT-Manager erhalten einen Gesamtüberblick über die Leistung der Applikationen, Netzwerkbetreuern liefert das Tool hingegen eine detaillierte Aufstellung.