Administration der Kommunikationssysteme vereinfachen

Für effiziente Messaging-Systeme sind Verzeichnisdienste notwendig

25.09.1998

Wenn heute von Messaging statt E-Mail gesprochen wird, liegt die Betonung auf dem reibungslosen Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Plattformen. Messaging ist letztlich die konsequente Weiterentwicklung der klassischen elektronischen Post, die lediglich dem einfachen Austausch elektronischer Nachrichten in einer homogenen Umgebung diente. Eine Messaging-Plattform dagegen, ergänzt um rudimentäre Workflow-Funktionen, ist eine mögliche Basis für operationale Anwendungen. Deshalb muß eine solche Infrastruktur auch über die dazu nötigen Management-Funktionen und Administrations-Tools verfügen.

Sowohl "Microsoft Exchange 5.5" als auch der "Lotus Domino Server", zwei prominente Vertreter von Client-Server-Messaging-Plattformen, unterstützen zur Administration das Simple Network Management Protocol (SNMP). Dazu kommt eine Vielzahl von Werkzeugen für Backup und Performance-Monitoring. Lotus Domino erlaubt Anwendern etwa, ihre bereits vorhandenen System-Management-Tools wie "Tivoli TME 10", "HP Openview", "Sun Net Manager", "CA-Unicenter", "Intel Landesk", "BMC Patrol" oder auch "Candle Cleverwatch" zur Administration der Messaging-Infrastruktur zu nutzen.

Ein Knackpunkt bei der Verwaltung von Messaging-Systemen ist die Benutzerverwaltung, die über ein Verzeichnis erfolgt. Dieses Directory enthält Informationen über einzelne Anwender, Benutzergruppen, Ressourcen innerhalb des Netzverbunds, Kommunikationsverbindungen innerhalb des Messaging-Systems sowie Connectivity-Anschlüsse zu anderen E-Mail-Plattformen. Typischerweise ist das Directory ein integrierter Teil des Sicherheitssystems einer Messaging-Lösung. Zu den zentralen Beurteilungskriterien für Directory Services zählen:

- Verzeichnisse anlegen und verwalten,

- Directory-Synchronisation,

- Erweiterbarkeit von Directories,

- Verzeichnisstandards wie X.500 und LDAP.

Die meisten Netzwerk-Betriebssysteme verfügen von Haus aus über integrierte Verzeichnisdienste (beispielsweise das Domänenkonzept von Windows NT oder die Novell Directory Services (NDS)). Zur einfacheren Administration sollten die Messaging-Systeme mit diesen Directory Services kooperieren. Im Gegensatz zu Microsoft bekennt sich Novell zur Betriebssystem-Unabhängigkeit und hat die NDS beispielsweise an große Unix-Anbieter wie Fujitsu, Hewlett-Packard, Sun und SCO lizenziert.

Während sich Microsoft Exchange 5.5 verständlicherweise am Domänenkonzept von Windows NT orientiert, nutzt No- vells Groupwise die NDS. Lotus führt bei Notes/Domino dagegen eigene Benutzerkonten und Adreßbücher (NAB = Namens- und Adreßbuch), um vom zugrundeliegenden Betriebssystem unabhängig zu sein. Allerdings hatte dies auch den Nachteil, daß Lotus Domino nicht optimal mit den übrigen Administrations- Tools in einem Netzwerk verbunden war. Durch die Unterstützung von LDAP seit der Version 4.6 ist diese Schwäche jedoch mittlerweile behoben. Die Zusammenarbeit von Lotus Domino mit Novells NDS ermöglicht ein Drittanbieter.

Die Integrität und Zuverlässigkeit von Einträgen in Directories ist von entscheidender Bedeutung, da Messaging-Systeme diese Informationen benötigen, um Nachrichten zu adressieren und weiterzuleiten. Jede Unstimmigkeit an dieser Stelle kann zu massiven Beeinträchtigungen der Performance oder gar des gesamten Messaging-Systems führen.

Die zuverlässigste Art der Directory-Synchronisation verwendet eine vergleichende Methode, bei der die Einträge zwischen verschiedenen Verzeichnissen einander gegenübergestellt werden. Nur die tatsächlichen Unterschiede bringt der Replikationsprozeß dann auf einen einheitlichen Stand. Dieser Vergleich nutzt in der Regel einen RPC-Mechanismus (RPC = Remote Procedure Call).

Erweiterung von Directories

Die meisten Messaging-Systeme bieten die Möglichkeit, die eigenen Directories zu erweitern. Manchmal sind diese Optionen jedoch beschränkt auf eine bestimmte Anzahl benutzerdefinierter Felder oder anderer Attribute. Je mehr Optionen ein Messaging-System an dieser Stelle bietet, um so flexibler ist es in der Praxis.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Internet-Mail (SMTP) und X.400-Systemen ist es wichtig, daß Messaging-Systeme diese Standards nativ unterstützen. Dazu zählt auch, daß es die Option gibt, einen Alias für komplexe SMTP- oder X.400-Adressen zu verwenden. Dies ist vor allem aus Sicht der Endanwender wichtig, da es die Handhabung vereinfacht.

Der Austausch von E-Mails zwischen einzelnen Personen ist in der X.400-Welt lediglich ein Sonderfall des Messaging. Um korrekt in das X.400-Format überzugehen, muß die SMTP-Nachricht in Header und MIME-Bestandteile (MIME = Multipurpose Internet Mail Extension) zerlegt werden.

Directory-Standards wie X.500 und LDAP

Moderne Messaging-Systeme unterstützen in der Regel hierarchische Namensstrukturen, die sich an der Syntax von X.500 orientieren. X.500 gibt es seit zirka zehn Jahren und war die erste offene Lösung, um getrennte Verzeichnisse und Computersysteme zusammenzubringen. Es offeriert einen integrierten lokalen und globalen Verzeichnisdienst. Dieser definiert, wie die Informationen gespeichert sind, sowie Protokolle (DAP = Directory Access Protocol), um auf die Daten zuzugreifen. X.500 basiert auf dem Open-Systems-Interconnection-Protokoll (OSI) und benötigt sehr leistungsfähige und robuste Server, um die Directory-Datenbank ständig auf dem aktuellen Stand zu halten. Einer der Schwachpunkte: Viele Features werden nur selten benötigt, führen jedoch zu einem enormen Verwaltungsaufwand bei gleichzeitig geringem Nutzen.

Als Alternative dazu wurde an der University of Michigan in Form des LDAP eine abgespeckte Version von X.500 entwickelt. LDAP konzentriert sich auf die von Anwendern am häufigsten benötigten Funktionen. Alle wichtigen Software-Hersteller wie IBM, Lotus, Microsoft, Net- scape, Novell und Sun unterstützen LDAP, das daher auf dem besten Weg zu einem universell nutzbaren Zugriffsprotokoll für Directories ist..

Jürgen Wasen-Gutensohn ist Journalist in Martinsried bei München.