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Für die Telekom bringt der Netzbetrieb immer weniger Vorteile

05.02.2007
Nach einer Studie der Telekom-eigenen Unternehmensberatung Detecon schrumpft der Wettbewerbsvorteil gegenüber Drittanbietern ohne eigenes Netz.

Bereits jetzt könnten Web-Anbieter ohne eigenes Netz einen Großteil aller Produkte mit derselben Qualität liefern wie die Infrastrukturanbieter, fasst die "Wirtschaftswoche" das Ergebnis der Detecon-Untersuchung zusammen. Laut Analyse der Consulting-Firma ist die Telekom aktuell lediglich bei knapp einem Viertel der insgesamt 220 untersuchten Dienste - von der E-Mail über die Telefonie bis zur Fernsehübertragung - in der Lage, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Drittanbietern ausspielen, weil sie die Kontrolle über das Netz und damit auch über die Übertragungsqualität besitzt. Detecon geht davon aus, dass dieser Anteil in den nächsten Jahren weiter sinkt.

Das Ergebnis der Studie stellt nicht nur das Geschäftsmodell der Telekom, sondern sämtlicher Netzinfrastrukturanbieter in Frage. Bei den Netzen gebe es eine natürliche Entwicklung hin zu höheren Bandbreiten bei gleichzeitig fallenden Kosten pro übertragenem Bit, zitiert das Magazin Detecon-Berater George Salisbury. "Wenn die Ressource Netz durch höhere Bandbreiten nahezu unbegrenzt verfügbar ist, wird die Dienstegüte im klassischen Sinn bedeutungslos."

Im Extremfall, so befürchtet Detecon, werde sich die Telekom künftig nur noch auf die monatliche Grundgebühr stützen können. Passende Dienste würden dagegen zunehmen von Drittanbietern wie Google, Yahoo, Ebay und Amazon geliefert.

Dass die Betreiber bereits seit längerem eine entsprechende Entwicklung befürchten, belegt die anhaltende Diskussion in den USA über die Einführung einer Breitbandgebühr. Entgegen der bestehenden Netzneutralität wollen die US-Carrier eine unterschiedliche Behandlung der Daten in ihren Backbones durchsetzen - abhängig von Quelle, Dienst und Bandbreitenverbrauch. (mb)