Staatliche Förderung der japanischen Computerindustrie:

Für den Superrechner den Löwenbetrag

18.04.1980

MÜNCHEN (gr) - Die staatliche Förderung der Computerindustrie in Japan ist zwar 1980 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Dennoch - mit 12,671 Milliarden Yen (rund 9,5 Milliarden Mark) für alles, was mit Hard- und Software zusammenhängt, liegen die Förderbeträge weit über denen, die beispielsweise die Bundesregierung in die Förderung der Datenverarbeitung investiert. Mit dem Software-Erfolg liegt es aber angeblich auch in Japan im Argen.

Wie 1979, als die japanische Regierung für die Entwicklung der Datenverarbeitung noch 15,958 Milliarden Yen (100 Yen etwa 0,75 Mark) ausgab, ist der größte Posten des Budgets auch 1980 für die Hardware vorgesehen. Mit immer noch 5,785 Milliarden Yen (1979: 8,610 Milliarden Yen) fördert die Regierung das Austüfteln eines Supercomputers der kommenden Generation. Die Softwareförderung dagegen ist 1980 - wie nach den Plänen der Bundesregierung oder den Vorhaben der Europäischen Gemeinschaft auch - gestiegen. Im laufenden Jahr sind aus dem Regierungsbudget 1,67 (1,52) Milliarden Yen für allgemeine Software-Entwicklung vorgesehen. Hinzu kommen 2,78 (2,58) Milliarden Yen, die die japanische Regierung zur Unterstützung von Softwarehäusern verausgaben will. Doch soll nach Ansicht von Fachleuten das Software-Förderprogramm in Japan nur zehn Prozent der angestrebten Ziele erreicht haben.

Ein weiterer Rückgang im japanischen Regierungsbudget ist im Anwendungssektor zu bemerken. Wurden im Vorjahr noch rund drei Milliarden Yen für die Lösung verschiedener Anwendungsprobleme ausgegeben, liegt der Budgetansatz für 1980 bei 2,14 Milliarden Yen. Am stärksten betroffen ist hier ein Projekt aus der grafischen Datenverarbeitung, dessen finanzielle Ausstattung auf 1,846 Milliarden Yen von 2,8 Milliarden Yen zurückging.

Am Regierungsmarkt herrschen die vier Großen

Doch ist mit diesen direkten Subventionen noch nicht die gesamte Förderungspolitik der japanischen Regierung für die inländische Computerindustrie beschrieben. Von dem japanischen Marktvolumen im Jahr zum Juni 1979 mit insgesamt rund 8,45 Milliarden Dollar erreichten die vier japanischen Hersteller einen Marktanteil von 53 Prozent. Dies geht aus einem Bericht der "Herald Tribune" hervor. Betrachtet man nur den öffentlichen Sektor, so stammten einem im Januar veröffentlichten Zeitungsbericht zufolge 91,8 Prozent der Anlagen aus inländischen Fabriken. Zwischen Juni 1978 und Juni 1979 nahm die japanische Regierung 29,9 Prozent der gesamten inländischen Computerproduktion ab. Der Anteil ausländischer Lieferungen lag auf diesem Markt im gleichen Zeitraum bei 3,2 Prozent.

Auf dem privaten Markt ist die "Buy Japanese" Politik merklich weniger stark ausgeprägt. Hier verteilt sich die Präferenz um die fifty-fifty. Ausländische Rechner stellen nach dem Wert der Installationen einen Anteil von 55 Prozent, japanische Erzeugnisse halten auf dem privatwirtschaftlichen Sektor einen Anteil von 45 Prozent. Nach der Anzahl der installierten Rechner jedoch führen die inländischen Hersteller mit 4787 Geräten gegenüber 2529 Rechnern aus dem Ausland.

Sprache Barrikadiert Auslandsmärkte

Sprachschwierigkeiten, so die "Herald Tribune", erschweren den Japanern den 1 Weg ins Ausland. Doch dürfte dieser Faktor nicht das einzige Handicap sein. Bitter blicken die USA auf die Beschaffungspolitik der japanischen Telefongesellschaft beispielsweise, die die Amerikaner kaum zum Zuge kommen läßt.

Mitsubishi versuchte 1970 vergeblich, in Europa einen Markt für seine Minirechner aufzubauen. Mehr Erfolg hatte der Siemens-Kooperationspartner Fujitsu. In Australien besitzt der Konzern eine eigene Tochtergesellschaft. Dem Zeitungsbericht nach sollen Pläne zum Ausbau der Tochtergesellschaft in den USA bestehen. Vorgesehen sei, mit finanzieller Unterstützung der US-Banken, die Fujitsu America Inc. als selbständige.

Computer Leasing Organisation agieren zu lassen. Doch gibt es auch andere Gerüchte. Fujitsu soll angeblich mit der TRW, einem der US-Größen in Software, Service und Peripherie, in Verhandlungen über ein Joint Venture stehen. An dem gemeinsamen Unternehmen zum Verkauf der MDT-Anlagen und Peripheriegeräte in den USA würde demnach der japanische Konzern mit 51 Prozent, Thompson, Ramo, Wooldridge mit den restlichen 49 Prozent beteiligt sein.