Gartner-CEO-Umfrage

Für CEOs hat Innovation wenig mit IT zu tun

19.04.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

CIOs sollten die Initiative ergreifen

Gartner-Analyst Mark Raskino: "CIOs können auch die Gesetzgebung beeinflussen."
Gartner-Analyst Mark Raskino: "CIOs können auch die Gesetzgebung beeinflussen."
Foto: Gartner

Dieses Ergebnis mag zum Teil an der Gartner-Stichprobe liegen. In der Finanzindustrie konzentriert sich die Strategie ja häufig auf das Umsetzen von Regularien, auf die die IT nach landläufiger Ansicht nur reagieren kann. Wie Raskino ausführt, vermag der CIO aber auch in dieser Beziehung die Initiative zu ergreifen. Er verfügt ja häufig über Daten, die den Gesetzgeber durchaus in die eine oder andere Richtung beeinflussen könnten. Der Gartner-Analyst verweist hier beispielsweise auf die Diskussionen um das Nachtflugverbot. Angaben über die tatsächliche Lärmbelästigung der Anwohner seien hilfreich, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wenn der CIO solche Möglichkeiten nicht wahrnimmt, behindert er nicht nur seine eigene Karriere, sondern schadet letztlich sogar seinem Arbeitgeber. Viele Unternehmen stünden vor einem "Digital Business Strategy Gap", so Gartner: Sie seien nicht in der Lage, ein Gleichgewicht aus Strategie, Innovation und Technik herzustellen. Das gehe solange gut, bis die jeweilige Industrie von einer "disruptiven" Entwicklung heimgesucht werde. Beispiele dafür seien in den vergangenen Jahren mehr als genug zu beobachten gewesen - angefangen von der Musikindustrie über den Buchhandel bis zur Tabakindustrie, die auf die "elektronische Zigarette" reagieren müsse.

Ein CIO, der seine Rolle Business-nah interpretiert, wird solche Entwicklungen rechtzeitig erkennen und - gemeinsam mit der Unternehmensführung - eine Strategie entwickeln, wie damit umzugehen sei. "CIOs müssen ihr IT-bezogenes Wissen in Bezug auf den Wettbewerb verbessern", rät Lopez, "und sie müssen diese Informationen nutzen, um eine produktive Beziehung zu der Person aufzubauen, die der CEO als Innovationsführer auserkoren hat". Egal, ob es sich nun um den Geschäftsführer/Vorstand selbst, einen anderen Fachbereichs-Manger, beispielsweise den Marketing-Chef, oder einen dedizierten Chief Innovation Officer handelt.

Solche CIOs sind aber immer noch selten. Und laut Gartner wissen die Unternehmen häufig gar nicht, welche Art von CIO sie eigentlich suchen sollten. Diese Entscheidung den Headhuntern und Recruiting-Agenturen zu überlassen sie kontraproduktiv, denn diese tendierten heute meist dazu, einen Berater auf die CIO-Position zu hieven. Das liege unter anderem daran, dass die Unternehmen es versäumten, die richtigen Profile aus ihrer eigenen Mitte heraus zu entwickeln. Nach Karrierepfaden für CIOs gefragt, äußerten die meisten CEOs die Ansicht, der nächste Schritt sei eine andere CIO-Position. Kaum einer sieht den IT-Verantwortlichen auf dem Weg zu einer Führungsrolle im Business.