Web

Fünfjährige Ermittlungen gegen Telekom vor dem Abschluss

21.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die fünfjährigen Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft gegen frühere Manager der Deutschen Telekom stehen kurz dem Abschluss. "Unsere Ermittlungen sind im engeren Sinne abgeschlossen", sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel der dpa. Ob zur Immobilienbewertung der Telekom Anklage erhoben werde, stehe aber erst mit dem förmlichen Abschluss des Verfahrens fest.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hat die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten erneut den Vorschlag gemacht, das Ermittlungsverfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen. Diese hätten abgelehnt. Damit dürfte der Staatsanwaltschaft kaum eine andere Möglichkeit bleiben, als in den nächsten Wochen bei Gericht die Anklageschrift einzureichen, berichtete das Magazin am Wochenende vorab. Gut 80 Prozent des voluminösen Werkes sollen fertig sein.

Apostel bestätigte lediglich, dass es erneut Gespräche zwischen Verantwortlichen der Deutschen Telekom und der Staatsanwaltschaft gegeben hat. Zum Inhalt machte er keinerlei Angaben. Der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft rechnet nun damit, dass das mehrjährige Ermittlungverfahren zur umstrittenen Immobilienbewertung in den Telekom-Bilanzen spätestens Ende Mai abgeschlossen werden könne.

Die Telekom wollte zu dem Medienbericht nicht Stellung nehmen. "Das ist ein laufendes Verfahren. Das kommentieren wir nicht", sagte ein Konzernsprecher. Das Bonner Unternehmen sei weiterhin davon überzeugt, dass alle Bilanzen in Ordnung seien.

Die größte deutsche Aktionärsvertretung DSW bewertete die Aussicht auf eine Anklage der Staatsanwaltschaft positiv. "Damit steigen die Chancen, dass neue Erkenntnisse auf den Tisch kommen", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz. Die DSW hatte vor einem halben Jahr eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Bonner Staatsanwaltschaft eingereicht, weil sich die Ermittlungen nach Meinung der DSW ohne erkennbare Fortschritte hingezogen haben.

Beim Frankfurter Landgericht läuft bereits ein Zivilverfahren von enttäuschten Anlegern gegen die Deutsche Telekom. Mehr als 14.000 Schadenersatzklagen wurden wegen des dritten Börsengangs des Konzerns im Juni 2000 eingereicht. Die Aktionäre fühlen sich von den Versprechungen des Vorstands enttäuscht und werfen dem Unternehmen vor, im Börsenprospekt unrichtige Angaben gemacht zu haben. Der addierte Streitwert liegt bei geschätzten 100 Millionen Euro.

Die Bonner Staatsanwaltschaft hatte Mitte 2003 nach rund dreijährigen Untersuchungen ihre Ermittlungen gegen die Deutsche Telekom teilweise eingestellt. Der Verdacht auf Kapitalanlagebetrug und Falschbilanzierung habe sich in Bezug auf die technischen Anlagen nicht bestätigt. Das gelte auch für Risiken im Mobilfunkbereich. Dagegen wurden die Untersuchungen zum Immobilienvermögen fortgesetzt. (dpa/tc)