Fünf vor zwölf

01.08.1980

Mit "Einführungs"-Beschränkungen, häufig verdeckt in Form sogenannter Software-Evaluationen, gehen immer mehr DV-Manager gegen die Kosteninflation im Programmierbereich an. Das heißt: Nicht jedes Programmentwicklungsvorhaben wird einfach nur deshalb ausgeführt, weil ein Benutzerantrag vorliegt.

Angesichts der Vielfalt der Wünsche fällt es cleveren DV-Chefs freilich nicht schwer, als reine Prestige-Projekte erkennbare Umstellungen abzublocken, um so die eigenen Kapazitätsprobleme zu verschleiern.

Gleichwohl wächst die Ungeduld vieler RZ-Kunden. Mittlerweile hat auch der naivste Fachbereichsmitarbeiter gemerkt, daß die Produktivität der Programmierung nicht in dem Maße verbessert worden ist, wie es der Entwicklung auf dem Hardware-Sektor angemessen gewesen wäre. Es ist bekanntlich nicht mehr die Hardware die drückt, sondern die zu enge Software.

Nun kann man die Software-Misere unter den unterschiedlichsten Aspekten betrachten. Als da sind: Termintreue, Wirtschaftlichkeit und Werkzeugeinsatz. Wann werden schon bei der Software-Erstellung Termine eingehalten? Und Projekte, die im Rahmen des gesteckten Budgetziels bleiben, sind leider die Ausnahme. Das zeigt sich besonders bei der Programmierung komplexer Online-Anwendungen.

Es reicht eben nicht mehr aus, die Produktivität der Programmierer in "Lines of Code" - auf deutsch: Kodierzeilen - zu messen. Abgesehen davon, daß Zeilenschinderei keine Programmierer-Tugend ist: Sind Programme schon deshalb gut, weil sie auf Anhieb fehlerfrei laufen?

Noch setzen zu wenige DV-Abteilungen computerunterstützte Werkzeuge ein, die die Programmierer zwingen würden, ihren Stil zu ändern, der durch Eigenwilligkeit gekennzeichnet ist. Passieren muß etwas - und zwar schnell. Denn es ist fünf Minuten vor zwölf, und die Versäumnisse der Vergangenheit sind kurzfristig kaum wettzumachen.