IT in Krankenhäusern/Das Klinikeninformations- und Kommunikationssystem (Kiks) der LVA Westfalen

Fünf Krankenhäuser - und nur ein System

12.12.2003
Die Landesversicherungsanstalt (LVA) Westfalen hat ein integriertes Krankenhausinformationssystem für fünf Reha-Kliniken auf Basis einer Integrationsplattform errichtet. Das System ermöglicht lückenlosen und automatisierten Informationsfluss zwischen einzelnen Funktionsbereichen sowie zwischen Kliniken und Hauptverwaltung. Auch lassen sich Best-of-Breed-Lösungen realisieren.Von Jochen Bröring und Dieter Stashik*

Die LVA Westfalen und ihre Reha-Kliniken profitieren von ihrem neuen Klinikeninformations- und Kommunikationssystem (Kiks): Schnellere und effizientere Arbeitsabläufe, professionelleres Ressourcen-Management sowie Qualitätsverbesserungen in Prozesssteuerung, Datenhaltung und medizinischer Versorgung sind zu verbuchen.

Haupttrends im Gesundheitswesen sind zurzeit die integrierte Digitalisierung sämtlicher Klinikprozesse und der Datenaustausch zwischen den Leistungs- und Kostenträgern. Organisationen wie die Landesversicherungsanstalt Westfalen sind daher gezwungen, ihre Abläufe durchgängig und die Strukturen flexibler zu gestalten - über Systeme, Anwendungen und Unternehmensgrenzen hinweg.

Alle Daten digital vorhanden

Die LVA hat mit Kiks durch Kombination von administrativen und medizinisch-klinischen Informationssystemen eine neue, eigenständige Systemgeneration geschaffen. Patientenorientierte Informationen, die aus vielen Quellen wie zum Beispiel medizinischen und therapeutischen Geräten stammen, sind vollständig digital verfügbar. Das Kiks enthält nicht nur alle Elemente der bestehenden Systeme, sondern liefert patientenorientierte und systemübergreifende Informationen an den medizinischen Arbeitsplatz.

In den fünf Reha-Kliniken gab es vor Projektbeginn, noch Mitte 2000, viele in sich geschlossene DV-Anwendungen. Über viele Jahre hinweg hatten diese "Abteilungssysteme" ein eher isoliertes Eigenleben geführt. Sie unterstützten zwar die Arbeitsabläufe der jeweiligen Abteilungen, aber ein Datenaustausch zwischen diesen Insellösungen, etwa über standardisierte Schnittstellen, war fast nicht möglich. Doppelte und untereinander inkonsistente Datenhaltungen waren die Konsequenz.

Technisches Ziel war der Aufbau eines zentralen Kommunikations-Servers. Dieser sollte die Schnittstelle zu allen digitalen Informationsquellen bereitstellen und sie zusammenführen. Der heutige Server basiert auf der Integrationsplattform "Egate" von Seebeyond. Die Landesanstalt hat sich für diese Lösung entschieden, weil das Produkt modular aufgebaut ist, bestehende Systeme einbeziehen kann und erweiterbar ist. Auch lassen sich damit Best-of-Breed-Lösungen realisieren. Als weiterer Pluspunkt kam hinzu, dass sich der Softwarepartner in der Initiative "Health United" stark engagiert hatte (siehe Kasten "Health United" und www.health-united.de).

Bearbeitungs- und Liegezeiten reduziert

Kiks basiert auf drei Säulen. Die erste umfasst die elektronische Patientenakte mit den Segmenten: Patientenstammdaten, Therapiedaten, Befunde, Labor-, Verlaufs- sowie externe Daten. Die zweite Säule ist das Order-Entry-Verfahren, das sämtliche Arbeitsprozesse elektronisch abbildet. Als dritte Säule sorgt ein Zeit- und Ressourcen-Management für effektive Abläufe. Dies führt zu wesentlich kürzeren Bearbeitungszeiten; Transport- und Liegezeiten reduzieren sich oder entfallen ganz (siehe Kasten "Die Vorteile").

Sämtliche Funktionen können von der Arbeitsoberfläche der elektronischen Patientenakte aus aufgerufen werden. Besondere Kenntnisse der einzelnen Subsysteme sind nicht erforderlich, was bei den Schulungskosten positiv zu Buche schlägt.

Vom Zeitgewinn profitieren alle

Einsparungen zeigen sich besonders am Beispiel des Entlassungsberichts, der früher häufig erst nach sechs bis zehn Wochen fertig war, da er relativ arbeitsaufwändig erstellt werden musste; heute liegen alle Daten elektronisch vor, so dass er zwischen drei und sieben Tagen nach der Entlassung des Patienten verschickt wird. Von diesem Zeitgewinn profitieren nicht nur die Klinik, die ihre Rechnungen früher stellen kann, sondern auch Versicherungsträger und Arbeitgeber.

Als nächsten Schritt beabsichtigt die LVA, das Kiks und damit die Reha-Kliniken für eine umfassende Online-Reservierung weiterzuentwickeln. Künftig sollen Klinikplätze so einfach via Internet gebucht werden können wie heute beispielsweise eine Reise. (bi)

*Jochen Bröring ist Fachbereichsleiter Kliniken EDV und Dieter Stashik Fachbereichsleiter Organisation bei der LVA Westfalen in Münster.

Health United

Im August 2001 begann das Projekt "Klinikeninformations- und Kommunikationssystem" (Kiks). Sieben Softwareunternehmen hatten sich zur Zusammenarbeit unter der Projektleitung der Landesversicherungsanstalt (LVA) Westfalen entschlossen, um eine umfassende und standardisierte IT-Lösung für Rehabilitationskliniken zu schaffen:

- Optimal Systems (elektronische Patientenakte); www.optimal-systems.de

- Seebeyond (Kommunikations-Server "Egate"); www.seebeyond.de

- Magrathea Informatik (Terminverwaltungssystem "TimeBase"); www.magrathea.de

- Hinz (Pflegeprogramm "Nancy"); www.hinz.de

- Comed GmbH (Laborsystem "Lab-Com"); www.comed-com.de

- ID-GmbH ("ID-Diacos"); www.id-berlin.de

- Philips (Spracherkennung "Speech-Magic"); www.philips-sp.de

Die Vorteile

aus Sicht der Verwaltung

- Unabhängigkeit von speziellen Softwareanbietern,

- geringere Supportkosten,

- Schnittstellen können durch eigenes Personal erstellt und angepasst werden,

- neueste Technik,

- Synergieeffekte bei der Entwicklung,

- Kooperationen mit anderen Trägern und Kliniken werden erleichtert,

- schnelle und weitgehend automatische elektronische Berichtserstellung (beispielsweise Abrechnung),

- Einsparung an Papier, Transportkosten, Such- und Wegezeiten,

- Erhöhung der Produktivität und Reduzierung der Verwaltungskosten,

- qualifizierte Kosten- und Leistungsrechnung und dadurch Wettbewerbsvorteile.

aus medizinischer Sicht

- Zeitersparnis, da alle Informationen zeitnah und zentral vorliegen,

- einmalige Befunderhebung,

- einheitliche Datenhaltung, so dass Daten nicht redundant gespeichert werden,

- definierte Daten stehen für Statistik und Forschung zur Verfügung,

- sichere digitale Archivierung der Patientendaten,

- stärkerer Datenschutz als bei der Papierakte,

- einheitliche Arbeitsoberfläche, dadurch schnelle Einarbeitung, kleinerer Schulungsaufwand und Erleichterung der Arbeitsabläufe,

- transparentere Arbeitsabläufe,

- Entlassungsbericht wird weitgehend automatisch erstellt,

- Verbesserung des Qualitäts-Management, zufriedenere Patienten.