Personio-Studie zu aktuellen Personalfragen

Fünf Gründe, warum Mitarbeiter kündigen

17.06.2021
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die größte Gefahr droht Unternehmen durch eine anstehende Kündigungswelle. Fast jeder zweite Mitarbeiter (45 Prozent) möchte in den nächsten sechs bis zwölf Monaten den Job wechseln, so das Ergebnis einer aktuellen Personio-Studie.
Der Frust der Mitarbeiter in Pandemiezeiten hat zugenommen, und sie gehen nicht wegen schlechter Bezahlung, sondern wegen mangelnder Perspektiven und Wertschätzung.
Der Frust der Mitarbeiter in Pandemiezeiten hat zugenommen, und sie gehen nicht wegen schlechter Bezahlung, sondern wegen mangelnder Perspektiven und Wertschätzung.
Foto: fizkes - shutterstock.com

"Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen dringend umsteuern müssen und den Fokus der nächsten zwölf Monate auf das legen sollten, was Firmen erfolgreich macht: die Mitarbeiter", so Hanno Renner, Gründer des auf HR-Software spezialisierten Münchner Unternehmens, das die Studie in diesem Frühjahr umsetzte. Mitarbeiter wünschten sich insbesondere mehr Wertschätzung, Unterstützung und weniger digitale Tools. Personio befragte 500 Personalentscheider und 2000 Beschäftigte aus dem deutschsprachigen Raum zu ihrer aktuellen Arbeitssituation.

Bei der Ursachenforschung für mögliche Kündigungen (siehe Kasten: Kündigungsgründe) zeigt sich, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter teilweise falsch einschätzen. Sie glauben zwar zu Recht, dass eine sich verschlechternde Work-Life-Balance zu Kündigungen führen könnte. Gleichzeitig unterschätzen sie aber, wie wichtig ihren Beschäftigten Aufstiegsmöglichkeiten und die Anerkennung der eigenen Leistung ist: So stufen nur 21 Prozent der Arbeitgeber (im Gegensatz zu 30 Prozent der Mitarbeiter) fehlende Aufstiegsmöglichkeiten als möglichen Kündigungsgrund ein. Beim Thema Wertschätzung ist der Unterschied sogar noch größer. Ein Viertel der Mitarbeiter will deshalb den Job wechseln, während gerade einmal 14 Prozent der Unternehmen hier ein mögliches Problem sehen.

Produktivere Mitarbeiter?

Auch bei der Frage, wie sehr die Pandemie die Produktivität in Unternehmen beeinflusst hat, zeigt sich die unterschiedliche Wahrnehmung von Beschäftigten und Arbeitgebern. Vier von zehn Arbeitnehmern geben an, dass die Pandemie sie bei der Arbeit produktiver gemacht hat. Gleichzeitig sagen 29 Prozent von sich, ihre Produktivität hätte eher gelitten. Arbeitgeber sind in der Rückschau deutlich optimistischer und überschätzen die Produktivität der eigenen Teams. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) glaubt, einen Anstieg der Mitarbeiterproduktivität festgestellt zu haben. 29 Prozent sieht einen Produktivitätseinbruch.

Bei den Gründen für die Produktivitätsrückgänge schätzen Mitarbeiter ihre Kollegen weitgehend richtig ein. Produktivitätskiller sind der schlechte psychische und physische Gesundheitszustand der Mitarbeitenden, sinkende Motivation sowie ineffiziente Kommunikation mit den Kollegen.

Zu viele Tools

Die mangelnde Digitalisierung von Prozessen innerhalb des Unternehmens hemmt insbesondere Mittelständler: Fast ein Viertel (22 Prozent) sieht negative Auswirkungen auf die eigene Produktivität. Gleichzeitig hat die Zunahme der Remote-Arbeit dazu geführt, dass die Zahl der digitalen Tools in Unternehmen im letzten Jahr geradezu explodiert ist. Fast jeder zweite Befragte gibt an, zu viele Tools nutzen zu müssen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) empfindet das als störend und glaubt, deshalb weniger produktiv zu sein.

Wie blicken Unternehmen nun in die Zukunft? Arbeitgeber wollen sich künftig vor allem auf die Bindung von Mitarbeitern (34 Prozent), das Unternehmenswachstum (28 Prozent) und die digitale Transformation (27 Prozent) konzentrieren. "Um der drohenden Kündigungswelle und Produktivitätseinbrüchen entgegenzuwirken, sollte jedoch auch eine effiziente Personalstrategie aktuell mehr denn je im Fokus stehen", fordert Personio-Chef Renner. Umso überraschender sei für ihn, dass nur die Hälfte der befragten HR-Entscheider angibt, die Personalstrategie habe für ihr Unternehmen hohe Priorität.

Top 5-Kündigungsgründe aus Personalersicht

• Entlassungen von Kollegen 27 %

• Kurzarbeit 24 %

• Schlechte Work-Life-Balance 23 %

• Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten 21 %

• Gehaltskürzungen 20 %

Top 5-Kündigungsgründe aus Sicht der Mitarbeiter

• Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten 30 %

• Mangelnde Wertschätzung für die eigene Arbeit 25 %

• Schlechte Work-Life-Balance 24 %

• Schlechtes Management 18 %

• Kurzarbeit 17 %