Apple-Werbeversprechen

5 Gründe, warum das iPad Pro nicht Ihr nächster Computer wird

23.11.2018
Von 
Michael Simon ist Executive Editor der Macworld USA.
Werbung verspricht immer viel. Die jüngste Apple-Kampagne zum iPad übertreibt aber, meint unser Kollege Michael Simon.

Pünktlich zu seinem viertägigen Verkaufsevent schaltet Apple eine neue Anzeige, die fünf Gründe nennt, warum das iPad Pro Ihr nächster Computer sein kann. In wahrer Apple-Tradition ist es ein lustiger, angesagter, auffälliger Werbespot, der zweifellos ein paar Leute dazu bringen wird, mehr als 1.000 Euro für ein neues iPad auszugeben. Aber die meisten von ihnen werden auch weiter einen Mac brauchen. Vergessen wir hier den semantischen Unterschied zwischen Computer und PC – was Apple wirklich meint: Das iPad ist ein guter Ersatz für einen Mac, wenn man es nur für grundlegende Aufgaben wie E-Mail und Webbrowsing verwendet. Es kann Ihren Mac aber definitiv nicht ersetzen, wenn Sie ihn für echte Arbeit einsetzen.

iPad Pro
iPad Pro

In der Anzeige nennt Apple die folgenden Gründe, warum das iPad genauso gut ist wie ein Computer:

  • Es ist leistungsfähiger als die meisten Computer.

  • Es ist vielseitig einsetzbar.

  • Es ist ein Scanner, eine Kamera, eine Schnittplatz, ein Notizblock, ein Kino, ein Musikstudio, ein Buch und ein Computer.

  • Dank LTE kommt man überall ins Internet.

  • Dank Gesten ist es so einfach wie noch nie.

  • Mit Apple Pencil wird es noch besser.

Das sind alles gute Argumente. Das iPad Pro ist ja auch ein exzellentes Tablet, sicherlich das beste, das Apple je gebaut hat. Aber zu jedem dieser Gründe kommt man auf ein Gegenargument, das beweist, warum das iPad Pro nicht Ihr nächster Computer werden kann.

01 Keine Pro-Apps von Apple

Das iPad verfügt dank des A12X-Chips zwar über jede Menge Leistungsfähigkeit, aber die meisten Nutzer werden das Potenzial nie voll ausschöpfen. Nicht, weil sie keine komplexen Aufgaben abarbeiten wollen, sondern weil sie es nicht können. Es gibt Anwendungen von Drittanbietern wie Photoshop (ab 2019 verfügbar), Pixelmator und LumaFusion, aber noch viele App-Hersteller erstellen entweder reduzierte Versionen ihrer Anwendungen für das iPad oder machen sich einfach nicht die Mühe, iOS-Anwendungen zu erstellen.

Foto: Michael Simon/IDG

Selbst Apple bietet keine seiner Profi-Anwendungen für iOS an. Sie können Final Cut Pro, Logic Pro oder sogar X-Code nicht auf dem iPad ausführen. Was bringt es dann, einen Chip zu haben, der so schnell ist wie der im Macbook Pro?

02 Es hat keine echtes Dateistruktur

Das iPad kann eine Menge Dinge tun, aber Dateien und Fotos aus seinen Anwendungen herauszuholen, ist eine echte Qual. iCloud Drive hilft ein wenig, aber in den meisten Fällen werden Sie Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie ein gescanntes Dokument oder ein MP4 aus einer beliebigen Anwendung herausnehmen und an einen anderen Ort bringen wollen - besonders wenn sich dieser Ort außerhalb Ihres iPad befindet. iOS 12 hat nicht einmal einen integrierten Download-Manager. Das bedeutet eine große Einschränkung des iPad, aber das Thema scheint nicht ganz oben auf Apples Prioritätenliste zu stehen.

03 Im dauerhaften Einsatz unbequem

Laptops werden als Laptops bezeichnet, weil sie auf den Schoß passen. Ich kann mit meinem Macbook stundenlang auf der Couch oder im Zug sitzen und so viel Arbeit erledigen, wie ich an meinem Schreibtisch schaffen würde.

Die Konstruktion mit dem Smart Folio Keyboard ist nicht sehr stabil.
Die Konstruktion mit dem Smart Folio Keyboard ist nicht sehr stabil.
Foto: Leif Johnson/IDG

Das iPad kann dank seines LTE-Chips vielleicht überall online gehen, aber Benutzerfreundlichkeit ist eine andere Sache. Entweder muss ich es flach auf die Knie legen oder mit beiden Händen hochhalten, was beides nicht förderlich für ernsthafte Arbeit ist. Wenn Sie sich für das Smart Folio Keyboard als Zubehör entscheiden, ist dieses immer noch für eine flache Oberfläche gedacht und die Konstruktion liegt keineswegs bequem oder stabil auf dem Schoß. Auch wenn Sie einen bequemen Platz finden, ohne Cursor oder Trackpad bewegen sich Ihre Hände ständig von der Tastatur auf den Bildschirm, was auf die Dauer nicht nur Muskeln und Sehnen stresst.

04 Sie können keine externe Festplatte anschließen.

Es bestehen keine Zweifel an der Benutzerfreundlichkeit von iOS auf dem iPad, aber es ist nicht so, dass der Mac schwierig zu bedienen sei. Aber auf dem iPad ist es nicht einfach, passende Dinge für den neuen USB-C-Anschluss zu finden.

Der USB-C-Anschluss unterstützt keine USB-C-Festplatte
Der USB-C-Anschluss unterstützt keine USB-C-Festplatte
Foto: Michael Simon/IDG

Passt oder passt nicht, aber eine Sache, die definitiv nicht funktioniert, ist die externe Speicherung. Schließen Sie eine USB-C-Festplatte an und Ihr iPad wird sie überhaupt nicht erkennen. Da wahrscheinlich die Leute zu 90 Prozent genau das vom USB-C-Anschluss ihres Macs erwarten, werden sie beim ersten Anschließen eines externen Laufwerks an das iPad ein böses Erwachen erleben.

05 Es ist teurer als die meisten Macs.

Das iPad Pro ist ein teures Vergnügen.
Das iPad Pro ist ein teures Vergnügen.
Foto: Leif Johnson/IDG

Ich werde nicht bestreiten, dass das iPad Pro mit Apple Pencil besser ist, aber es macht den iPad Pro auch 135 Euro teurer. Wenn Sie ein 11-Zoll-iPad-Pro kaufen und alles hier erwähnte Zubehör dazu (Apple Pencil, LTE-Chip, Smart Folio Keyboard), kostet Sie der Spaß 1.383 Euro, nur etwa 100 Euro weniger als das 13-Zoll-Macbook-Pro und 44 Euro mehr als das neue Macbook Air (jeweils in Grundausstattung, also 128 GB Speicher statt 64 GB beim iPad Pro in der Basis-Version, Anm. d. Red.). Wenn Sie das 12,9-Zoll-Modell wollen, zahlen Sie über 1.600 Euro. Und das bei nur 64 GB Speicherplatz. Immerhin bekommt man die Gravur kostenlos, wenigstens das. (Macwelt)