Mit den Aufgaben wachsen

Führen wird zum Drahtseilakt

15.12.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Viele persönliche Gespräche

Die Itemis AG mit Firmensitz in Lünen gab ihren rund 140 Mitarbeitern eine Jobgarantie. Mit Kurzarbeit und Gehaltsverzicht federte das Softwareentwicklungs- und Beratunghaus Auftragsrückgänge ab. "Die Mitarbeiter haben uns schnell Feedback gegeben, dass sie genaue Informationen wollen", berichtet Jens Trompeter, Vorstand für Personal. In vielen persönlichen Gesprächen, Mitarbeiterversammlungen, Podcasts und E-Mails versuchte man, Entscheidungswege möglichst transparent zu gestalten. Selbst auf dem Sommerfest gab es einen Lagebericht des Vorstands.

Für Stadler wirkt die momentane Wirtschaftskrise nur als Beschleuniger von Veränderungen, die sich in vielen Organisationen sowieso anbahnen. Erfolgreiche Unternehmen arbeiten weniger bürokratisch, lassen ihren qualifizierten Mitarbeitern mehr Freiraum und fordern mehr Eigenverantwortung. Der Wunsch nach umfassenden Informationen zeigt auch, wie sehr sich Mitarbeiter als Mitunternehmer sehen.

Fehler zugeben oder nicht?

Darf eine Führungskraft in schwierigen Zeiten Schwäche zeigen? Hier gehen die Meinungen auseinander. "Unbedingt. Wer souverän ist, sollte auch so mutig sein, eigene Schwächen zuzugeben. Wenn sich ein Chef vor seine Mitarbeiter stellt und Schwächen zugibt, sind diese meistens beeindruckt. Allerdings muss er auch klarmachen, dass er an diesen Defiziten arbeitet", meint Stadler.

Cirquent-Mann Loewe handhabt es ähnlich. "Eine Führungskraft ist authentischer, wenn sie zu einem Fehler steht, anstatt ihn zu vertuschen oder anderen anzulasten. Außerdem ist es für die Arbeit wichtig, seine eigenen Stärken und Schwächen zu kennen." Loewe weiß auch, dass das nicht in allen Unternehmen so praktiziert wird.

Jens Trompeter, Itemis: 'Selbst auf dem Sommerfest gab es einen Lagebericht des Vorstands.'
Jens Trompeter, Itemis: 'Selbst auf dem Sommerfest gab es einen Lagebericht des Vorstands.'
Foto: itemis

Itemis-Personaler Trompeter meint, dass es durchaus akzeptabel sei, eigene Fehler und Schwächen einzuräumen, doch er empfiehlt, sich auf die persönlichen Stärken zu konzentrieren. Für Bernd Hindel von Method Park gehört zu einem authentischen Führungsstil auf jeden Fall, Emotionen zu zeigen. Allerdings ist er skeptisch, wenn es um Schwächen geht. Gerade in Krisenzeiten erwarten Mitarbeiter seiner Meinung nach entscheidungsstarke Chefs. Unsichere Vorgesetzte setzten dagegen falsche Signale.