Arbeitsmarkt
"Widersprüchliche Entwicklungen sind zu erwarten" so Bildungsexperte Lars Hahn von der LVQ GmbH in Mülheim an der Ruhr. Zum einen werden immer mehr Absolventen des zwölfjährigen Abiturjahrganges im Arbeitsmarkt ankommen. Überfüllte Hochschulen und Gedränge bei den Ausbildungsplätzen werden in den nächsten Jahren die Folge sein. "Statt von Arbeitgebern in Zeiten des Fachkräftemangels umgarnt zu werden, könnte eine ganze Generation von Schulabgängern erst einmal verstärkten Wettbewerb und Leistungsdruck erwarten" meint Hahn weiter.
Für den Karriereberater und Buchautor Christoph Burger werden die Themen Burnout und Fachkräfteengpaß endgültig in der Personalabteilung ankommen "In der Praxis geht es um flexible Arbeitsmodelle, Mitarbeiterbindung und Unternehmenskultur", so Burger weiter. Zum anderen rückt die sogenannte Fachkräftereserve verstärkt in den Fokus von Arbeitgebern und wird von Akteuren am Arbeitsmarkt wie Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Arbeitsagenturen umworben. Davon profitieren qualifizierte Kräfte nach der Elternzeit, gut ausgebildete Menschen mit Migrationshintergrund und ältere Fach- und Führungskräfte, wenn sie ihr Wissen aktuell gehalten haben. "Oft wird in diesen Fällen jedoch Karriereberatung und Weiterbildung für eine Neupositionierung nötig sein. Vielfältige Förderprogramme für diese Gruppen stehen zur Verfügung" glaubt Hahn. Doch nicht alle könnten davon profitieren, zurückblieben die schlecht Qualifizierten."
Ausbildung
Mit dem Projekt Udacity ging in diesem Jahr eine private Online-Akademie an den Start, die kostenlos Kurse auf Universitätsniveau bietet. Das zeigt, wohin die Reise geht: lernen "on demand", überall auf der Welt und auf Englisch. Wozu braucht es da noch ein Universitätsdiplom? "Wissen veraltet immer schneller, ein Studium kann nur noch absolute Grundlagen vermitteln, Online-Kurse und kleine serielle Lerneinheiten sind hier die Lösung", so Karriereexpertin Svenja Hofert, die gerade das Portal Kexpa.de für Selberlerner gegründet hat. Auch immer mehr Zertifikate würden online angeboten werden, methodische Kenntnisse immer wichtiger. "Leider stehen in Deutschland kreativen Gründern im Bildungssektor institutionelle Hürden wie die Zentralstelle für Fernunterricht im Weg. Im Ausland ist man da offener" meint Hofert weiter.
Bewerbung und Assessment Center
"Immer mehr Unternehmen distanzieren sich von der Bezeichnung Assessment-Center (AC) und erfinden eigene Arbeitstitel wie Potenzialvalidierung, Quality Gate oder Karriereworkshop, beobachtet AC-Fachmann Johannes Stärk. Allerdings sei nur die Verpackung neu. Bei der Auswahl externer Bewerber sind ACs leicht rückläufig, dies hat mit Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu tun. In fast allen Großunternehmen aber sind ACs bei der Führungskräfteauswahl obligatorisch, 27 der DAX30-Unternehmen setzen ACs ein. Diese Entwicklung erfasst jetzt auch die etwas kleineren Firmen. In Unternehmen unter 1000 Mitarbeitern kam das Instrument bisher weniger zum Einsatz, das ändert sich gerade. Auch der öffentliche Dienst wird mehr ACs zur Bewerberauswahl, besonders für Nachwuchsführungskräfte, nutzen. "Auf dem aufsteigenden Ast sind Module wie Präsentation, Rollenspiele, Interview und Fallstudie", weiß Johannes Stärk. Diese nehmen zu und finden sich in nahezu jedem AC. Auch liegen kurze kompakte halb- bis eintägige Veranstaltungen im Trend.
- Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein. - Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe. - Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst. - Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint. - Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung. - Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten. - Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten. - Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist. - Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten. - Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. - Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater. - Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis. - Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen. - Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich. - Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde. - Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen. - Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung. - Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker. - Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu. - Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!