Experton Group

FSC-Management ohne Visionen mit vielen Fehlern

29.07.2008
Von 
Andreas Zilch ist als Vorstandsmitglied der Experton Group verantwortlich für den Bereich Consulting und Advisory Services. Sein Schwerpunkt liegt auf Anwender- und Anbieterberatung zu den Themen IT-Architektur und -Infrastruktur, Green IT, Cloud Computing, Client of the Future und allgemein in IT-Beschaffungs- und -Verhandlungsstrategien.

Die Produkt- und Service-Linien auf einen Blick

Das Angebot von FSC gliedert sich in zwei Segmente: Im Business-to-Consumer-Segment (B2C) verkauft FSC Notebooks, Desktops, Peripherie und Services. Im Geschäft mit kommerziellen Kunden - also dem Business-to-Business-Umfeld (B2B) - hat das Unternehmen Server, Storage, Notebooks, Desktops, Workstations, Peripherie und Services im Angebote. Beide Geschäftsfelder sind unterschiedlich erfolgreich. Der Schwerpunkt dieser Analyse liegt auf dem B2B-Bereich, auf die B2C-Einflüsse wird hingewiesen.

BS2000/OSD

Das traditionelle Mainframe Geschäft (inklusive Peripherie) liefert immer noch einen erheblichen Umsatzbeitrag und insbesondere einen weit überproportionalen Profitbeitrag für FSC. Nach Einschätzung der Experton Group liegt der Profit des BS2000-Geschäftes doppelt so hoch wie der Gesamtgewinn von FSC in 2007. FSC hat in diesem Bereich die Produkte und Kundenbeziehungen in den vergangenen Jahren sehr gut gehandhabt- Ein Wachstumsbereich ist es allerdings nicht. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird dieser Bereich kontinuierlich zurückgehen. Die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Besonders gefährlich ist es für FSC, wenn BS2000-Großkunden (Postbank, Rentenversicherung, Gerling etc.) sich zu einer Migration (etwa auf IBMs z-OS-Plattform) entscheiden. Weiterhin sind kleinere Installationen durch Migrationen zu Unix-, Linux- oder Windows-Plattformen "gefährdet".

Solaris/Sparc

FSC verfügt noch über ein signifikantes Solaris/Sparc-("Unix"-)Geschäft, welches aber unter massivem Druck steht. Der Wettbewerb, aktuell insbesondere IBM und Sun, setzt FSC stark zu und das Geschäft ist sowohl von den Umsatzzahlen, wie von den Margen her unbefriedigend. Diese Entwicklung wird kurz- und mittelfristig dazu führen, dass FSC den Solaris-Bereich weniger Priorität beimisst und sich langfristig aus diesem Bereich zurückzieht. Stattdessen wird der Primergy-(IA-Server-)Bereich sehr stark betont. In der Folge werden dann Migrationen der installierten Solaris/Sparc-Basis auf Primergy (unter Solaris, Linux oder Windows) angestrebt.

Es ist sehr fraglich, ob sich die installierte Kundenbasis dieser Strategie anschließt oder nicht zu einem hohen Anteil zu den Wettbewerbern (Sun, IBM, HP) wechselt.

IA-Server

Die Primergy-Server sollen zukünftig das primäre Wachstumssegment von FSC im Server-Bereich darstellen. Ob dies in einem extrem umkämpften Markt, der durch schwierige Differenzierungen und Preiskriege gekennzeichnet ist, gelingt, ist mehr als fraglich.

FSC muss hier Alleinstellungsmerkmale schaffen, die eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb ermöglichen. Einen Ansatz hierfür stellen die "Flexframe"-Produkte dar (Flexframe for SAP, Flexframe for Oracle). Hierbei handelt es sich um virtualisierte (IA, Linux) Systeme mit entsprechenden Storage-Komponenten, die auf die jeweiligen Applikations-Einsatzszenarien abgestimmt und optimiert sind.

In diesem Bereich hatte FSC bei der Ankündigung vor sechs Jahren einen klaren Wettbewerbsvorteil. Genau hier zeigt sich aber auch eine große Schwäche von FSC - die Flexframe-Produkte wurden viel zu schwach vermarktet, die tatsächlichen Absatzzahlen sind daher im Vergleich zu den Möglichkeiten enttäuschend und der Wettbewerb konnte inzwischen nachziehen.

Storage

Im Storage-Bereich hat FSC in den vergangenen Jahren durchaus erfolgreich agiert - in erster Linie aber als Reseller für EMC und Netapp. Mit beiden Anbietern herrscht eine sehr enge Partnerschaft. Insbesondere in der installierten Kundenbasis ist FSC mit Storage-Lösungen erfolgreich. Hinzu kommt das eigene Angebot (CentricStor), welches aber im Vergleich einen relativ geringen Anteil des Umsatzes ausmacht. Mittel- und langfristig ist fraglich, ob sich das Geschäft auf der Reseller -Basis mit EMC und Netapp vom Wachstum und der Marge her weiter zufriedenstellend entwickelt. Insbesondere in Bezug auf Netapp ist die Entwicklung mit einer wachsenden Partner-Basis und den OEM-Angeboten von IBM kritisch.

Im Storage-Bereich hat FSC die Möglichkeit, die Service-Potenziale auszuschöpfen. Storage ist sehr dienstleistungsintensiv und ein (unabhängiger) Anbieter, der die heterogenen und komplexen Umgebungen beherrscht, ist derzeit stark gefragt.