FS-Slalom

08.04.1982

Milliardenbeträge wurden von IBM-Kunden in Software-Entwicklungen für das System /370 gesteckt. Als Datenverarbeitungsmittel hat das zwölf Jahre alte Rechnersystem jetzt endgültig ausgedient. Mit der Prozessorserie 3083, als höhere Hausnummer gleichwohl unterhalb des IBM-Flaggschiffes 3081 angesiedelt, öffnet der Marktführer auch mittleren Anwendern die Tür zum 31-Bit-Land. Angesprochen sind /370, 4341- und 303X-Kunden, die das Leistungspotential der H-Serie nutzen wollen.

Nun geistert der Begriff vom evolutionären Wachstum, das die Investitionen der Kunden nicht antastet, bereits seit längerem durch die IBM-Literatur. Der Marktführer tut sich schwer, seinen Beschützerpflichten nachzukommen, solange die Betriebssystemwelt in eine DOS-Domäne und ein OS-Stück geteilt ist. Diesen BS-Rubikon galt und gilt es bei Ankündigungen von /370-Nachfolgern zu beachten.

Die 303X-Prozessoren, bereits 1977 eingeführt, bedienten vorrangig den OS/MVS-Park, während die 4300er-Mittelklassemaschinen, zwei Jahre später gebracht, den DOS-Benutzern Aufstiegsmöglichkeiten boten. Das Betriebssystem-Dilemma der IBM, mit einem /370-Emulationsscherbenhaufen leben zu müssen, lösten beide Systemfamilien nicht.

Schon 1975 war "Big Blue" klar geworden, daß sich eine Radikaloperation (Abnabelung von der /370) mit dem Skalpell "Future Systems" - kurz FS - nicht durchführen ließ.

Kommt FS auf Umwegen? Mit zehn Jahren Verspätung? Waren die 303X-Prozessoren und die 4300 nur Slalomstangen auf dem FS-Kurs, der erst fehlerfrei bewältigt werden kann, wenn eine feste MVS-Unterlage aufgebracht ist? Kein Zweifel, die 303X war ein Hardware-Anzug für den Übergang. Anders ist die Situation bei der 4300 zu bewerten. Die MVS-Grenze läuft mitten durch das "E"-Feld hindurch - 31-Bit-Anschluß gibt's erst ab der 4341. Für den Großsystembereich der IBM läßt sich aber immerhin sagen: Die Zukunft hat mit der 3083 bereits begonnen. Oder wartet im Zielauslauf (1985?) gar eine völlig neue FS-Generation?

Dieter Eckbauer