Schmorbrand im Münchner Institut für Rundfunktechnik:

Frühwarnsystem und Klimaanlage und dennoch . . .

11.03.1977

MÜNCHEN - Am Mittwoch, dem 2. März, zerstörte morgens gegen acht Uhr ein PVC-Schwelbrand im Institut für Rundfunktechnik, München, den Schaltschrank "Starkstromunterverteilung" für die EDV-Anlage. Das erst vor rund einem Monat für 1,2 Millionen Mark auf die Modell-Serie II erweiterte System HP 3000 mit 512 KB Hauptspeicherkapazität "quittierte" den Energieausfall mit einem "Black out" - eine unterbrechungsfreie Stromversorgungseinrichtung (USV) war nicht vorhanden.

Glücklicherweise hatten die DV-Verantwortlichen - in weiser Vorausschau - für "brenzliche" Fälle ein Frühwarnsystem installiert. Jedoch: Den Brand registrierte das System wohl, allein eine Meldung an die zuständige Feuerwehr blieb aus.

Immerhin rückte der Löschtrupp dann doch rechtzeitig an - von Mitarbeitern benachridltigt, die den Rauch bemerkt hatten - und konnte Schlimmeres verhüten. Der Brandherd wurde mit Kohlensäure bekämpft, so daß keine Löschschäden durch Wasser entstanden. RZ-Chef Dietrich Sauter anerkennend: "Die Feuerwehr hat phantastisch gearbeitet."

Glück im Unglück hatten die Datenverarbeiter des Rundfunks mit ihrer KlimaanIage: Sie fiel zusammen mit dem Rechner aus. So blieben die gefährlichen Rauchschwaden größtenteils "draußen vor der Tür" des Rechenzentrums - leider nicht ganz, und das könnte kostspielige Folgen haben: Der bei brennenden Polyvenylchlorid (PVC)-Teilen entstehende Rauch enthält Chlorwasserstoff, der sich - bei Kontakt mit Luftfeuchtigkeit - als Salzsäure niederschlägt. Ob oder wie stark das System HP 3000/II dabei in Mitleidenschaft gezogen wurde, wird noch untersucht.

Eine Münchner Spezialfirma erhielt inzwischen den Auftrag, den Chloridgehalt im und auf dem Computer (samt Peripherie) zu überprüfen sowie anschließend eine gründliche Reinigung vorzunehmen. "Erst beim Wiederanfahren des Systems werden wir Genaueres über den DV - Schaden sagen können", prophezeit RZ-Leiter Sauter.

So mochte Sauter denn auch nicht bereits in der Münchener Tagespresse veröffentlichte Meldungen über die Schadenshöhe (500 000 bis 1 Million Mark) bestätigen. "Bis jetzt steht lediglich fest, das ein neuer Schaltschrank für zirka 30 000 Mark gekauft werden muß", konstatierte der RZ-Chef.

Die eigentliche Ursache des Schwelbrandes war bei Redaktionsschluß noch nicht ermittelt. Das "Corpus delicti", der verschmorte Schaltschrank, wurde in seine noch verbliebenen Bestandteile zerlegt und je zur Hälfte vom Landeskriminalamt und der für das Rundfunk-Institut zuständigen Münchner Tela-Versicherung abtransportiert. Mögliches (vorläufiges) Fazit: Wenn Asbest-Kabel nicht so teuer wären. . .