Fruchtsaft- und Getränkeproduzent Ernst Kumpf KG, Ludwigsburg:"Holperiger Weg" zur eigenen Datenverarbeitung

08.09.1978

LUDWIGSBURG - Als "recht holperig" und "mit viel Streß verbunden" empfand Dipl.-Kfm. Eckart Kumpf, Juniorchef der Ludwigsburger Ernst Kumpf KG, die ersten EDV-"Gehversuche" des 50-Mitarbeiter-Unternehmens.

Der württembergische Getränke- und Fruchtsafthersteller arbeitet seit April 77 mit einem bildschirmorientierten DECdatasystem-310, das seinerzeit einen betagten Olivetti-Fakturierautomaten sowie einen Teil der EDV-"außer Haus" ablöste. "Schwierigkeiten gab's anfangs vor allem mit der Software," berichtet der Juniorchef. Doch als Aprilscherz entpuppte sich das System keineswegs "Heute sind wir recht zufrieden", resümiert Kumpf.

Die Ernst Kumpf KG, die 1976 einen Umsatz von 12 Millionen Mark erzielte, beliefert rund 400 Lebensmittel- und Getränkegroßhändler in einem Umkreis von zirka 200 Kilometern. Neun Außendienst-Mitarbeiter sorgen für einen ständigen Kontakt zu den Abnehmern.

1969 kaufte das Unternehmen einen Fakturierautomaten des Typs P 203, der bis zum Frühjahr 77 eingesetzt wurde. Aber bereits ein Jahr vorher war dessen Leistungsgrenze erreicht. "Da ging nichts mehr", erinnert sich Ernst Kumpf. Die Lohn- und Gehaltsabrechnung sowie die Buchhaltung ließen die Ludwigsburger bis dahin von einem Nürnberger Rechenzentrum erledigen - für monatlich rund 700 Mark.

Mitte 1976 sah sich Eckart Kumpf nach einem eigenen Computer um. "Dialog- und bildschirmorientiert sollte er sein", so der Juniorchef, "und natürlich preislich im zuvor abgesteckten Rahmen bleiben."

Kumpf über die Auswahlphase: "Einen Dialogcomputer in einer für uns passenden Größe gab es nicht - außer bei Digital Equipment." Zu diesem Schluß kamen die DV-Planer, nachdem sie unter anderem Systeme von Kienzle, Nixdorf, LogAbax, Ruf, Philips und DEC "unter die Lupe genommen" hatten. "Für den damaligen Kaufpreis des DECdatasystems von rund 60 000 Mark gab es nichts Vergleichbares auf dem Markt", behauptet Kumpf.

Im April 77 war es dann soweit: Das Stuttgarter Systemhaus Keil & Co. installierte bei dem Getränkehersteller die aus Zentraleinheit, einem 1920-Zeichen-Bildschirm, zwei Floppy-Laufwerken sowie einem Matrixdrucker bestehende Anlage und implementierte auch gleich ein erstes Programmpaket für die Fakturierung.

Zu ersten Unstimmigkeiten zwischen Anwender und Lieferant kam es, weil es die Systemhäusler angeblich am nötigen Engagement bei der Einarbeitung des Kumpfschen EDV-Personals fehlen ließen. "Da hätten die ruhig mehr tun können", kritisiert der Juniorchef, der sich allerdings einer gewissen Mitschuld an der anfänglichen Schulungsmisere bewußt ist: "Die hatte ich im Preis so weit runtergehandelt, daß nachher jede Extra-Leistung zu einer Kostenfrage wurde."

Immerhin: Das Fakturierungsprogramm lief von Anfang an "ohne Probleme". Zu ersten Schwierigkeiten kam es allerdings acht Wochen später, als das ebenfalls von Keil & Co. erstellte Standard-Paket "Lohn und Gehalt" übernommen wurde. Kumpf: "Da ging monatelang überhaupt nichts."

Bis heute blieb strittig, wer für die Panne verantwortlich ist, "Keil & Co. hält uns vor, wir hätten ihnen die Problematik nicht richtig dargelegt", erklärt Eckart Kumpf, der wiederum die Schuld eher beim System-Lieferanten sieht.

Doch wie dem auch sei: Mittlerweile haben beide Parteien das System in den Griff bekommen und "bereits seit einem dreiviertel Jahr ist keine nennenswerte Störung mehr aufgetreten", freut sich der Getränke-Chef.

Inzwischen setzt das Unternehmen auch noch Programme für Vertrieb und Statistik ein. Die monatlichen Gesamtkosten für das DEC-System betragen derzeit 200 Mark inklusive Wartung und Programmpflege.