Großbritannien in der Realisierung an der Spitze

Frost & Sullivan: PCNs erzielen bis 1998 Durchbruch im Markt

24.04.1992

LONDON (CW) - Personal Communication Networks (PCNs) werden sich - als kostengünstige Kommunikationssysteme für den Massen markt - noch vor Ende des Jahrzehnts im westeuropäischen Markt etablieren.

Zu diesem Schluß kommt das internationale Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan in einer Studie, trotz der Tatsache, daß bislang die hohen Kosten eines PCN-Anrufs einem raschen Markterfolg noch im Wege stehen.

Der Bericht der britischen Marktforscher greift auf die Entstehungsgeschichte der PCNs im Jahre 1989 in Großbritannien zurück, als das britische Wirtschaftsministerium die Industrie aufforderte, eine neue Generation von mobilen Kommunikationsgeräten für den Massenmarkt zu entwickeln. Ursprünglich waren diese PCNs laut Frost & Sullivan als öffentlicher Fernmeldedienst geplant, der in mehreren Stufen angeboten werden sollte.

Die qualitativ anspruchsvollste Option sollte dabei - bei rund 20 Prozent niedrigeren Gebühren - in direktem Wettbewerb mit den zellularen Funktelefonen stehen.

Nach neuesten Untersuchungen besteht ein großes Marktpotential vor allem für auf größere Flächen ausgelegte "Unternehmens-PCNs" sowie der Integration von PCNs in installierte Festnetze über ein gemeinsames Nummernsystem. Frost & Sullivan geht davon aus, daß PCNs letztlich mit verschiedenen Techniken realisiert werden können. Genannt werden in diesem Zusammenhang vor allem "DCS 1800" und das europäische Digitaltelefonnetz für schnurlose Apparate "DECT" (Digital European Cordless Telephony), wobei nach Angaben der Briten DECT für höhere Verkehrsdichten und DCS 1800 für rein mobile Anwendungen prädestiniert ist.

Der Anteil von Mobiltelefonen bei öffentlichen Telofonnetzen schwankt und liegt nach Erhebungen der Londoner Branchenexperten zwischen 126,7 Geräten pro 1000 Einwohner in Schweden und praktisch keinem registrierten Gerät in Griechenland. Dies bedeutet, wie es in der Studie weiter heißt, daß es in sämtlichen westeuropäischen Ländern ein entsprechendes Marktpotential gibt - sofern Gebühren und Endgerätepreise attraktiv genug sind. Ein gesättigter DECT-Markt könnte Frost & Sullivan zufolge bis zu 30 Millionen Geschäftskunden umfassen, für das DCS 1800 kalkulieren die Briten mit 40 bis 50 Millionen Anwendern.

Personal-Kommunikationssysteme mit der DCS-1800-Technik würden den Durchbruch auf dem Massenmarkt spätestens dann erreichen, wenn die jährlichen Kosten nur noch 1,4-bis 1,8mal höher sind als die Kosten des festen Netzes. Die Studie konzentriert sich bei ihren Prognosen rein auf die Entwicklung öffentlicher PCNs, unabhängig davon, welche Technik eingesetzt wird; berücksichtigt werden allerdings sowohl Mikrozellen, GSM 900 und DCS 1800 als auch DECT.

Die einzigen Länder, in denen die Errichtung von PCNs derzeit fest geplant ist, sind Großbritannien, Deutschland Schweden und Frankreich. Bei einem optimistischen Szenario dürfte es, so der Bericht, in Großbritannien - dem ersten Land, in dem das PCN eingeführt werden soll - 1998 bereits mehr als 10,9 Millionen Teilnehmer geben. Für Deutschland werden zum gleichen Zeitpunkt 7,14 Millionen Benutzer erwartet, in Schweden knapp 600 000, in Frankreich 2,76 Millionen und in den übrigen westeuropäischen Ländern insgesamt 11,9 Millionen.