Friedliche, schlechte Zeiten

09.02.1990

Friedliche Zeiten sind schlechte Zeiten für Computerhersteller, sollte man meinen, vor allem für jene Anbieter, die im Hochstleistungsbereich agieren. Denn hier wird Wirklichkeit simuliert. Wirklich ist auch, daß nicht erst seit Thomas Hobbes Menschen dazu neigen, sich das Leben mit mehr oder weniger perfiden Mitteln schwer zu machen.

Auch der begnadete Mathematiker und Mittelstreckler Alan Turing baute seinen Computervörläufer nicht aus humanistischem Selbstzweck. Der Eniac-Rechner ist ein weiteres von unzähligen Beispielen, daß Computer aus der militärischen Ecke kommen. Textverarbeitung, so bequem sie für Millionen Schreibkräfte sein mag, ist ein Abfallprodukt der Forschungen, die von Verteidigungsministerien finanziert wurden.

Deutet darum Hans-Jörg Zobel, Geschäftsführer der Concurrent Computer GmbH, die Zeichen der Zeit falsch, wenn er sich laut Gedanken macht über die zukünftige Klientel für seine Echtzeitsimulationssysteme? Langfristig wolle man sich von den Fleischtopfen der Militärs lossagen und sich zunehmend in zivilen Bereichen engagieren. Das hört sich gut an heutzutage und liegt stromlinienförmig in der allgemeinen Abrüstungsstimmung.

Es wird sich jedoch zeigen, ob Computerhersteller wirklich umdenken müssen, ob zukünftiger Bedarf für rechnergenerierte Lebenswirklichkeit nur noch auf außermilitärische Problemstellungen gerichtet ist. Zobel meint, jetzt schon beträfen über 60 Prozent der Concurrent-Aktivitäten Berechnungen aus dem Zivilsektor. Ob er mit den verbleibenden 40 Prozent für Militäranwendungen den meisten Profit macht, hat er nach gesagt. jm