CIO des Jahres

CIO des Jahres 2022 - Mittelstand - Finalist

Fressnapf-CIO Beinroth etabliert den Change

17.10.2022
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Ab jetzt agil: Der CIO des Spezialisten für Heimtierbedarf hat in einem groß angelegten Change-Projekt sein Team auf eine komplett neue Arbeitsweise eingeschworen.
Mit seinem Change-Projekt ergatterte sich Benjamin Beinroth, CIO von Fressnapf, einen Finalisten-Platz beim CIO des Jahres 2022, Kategorie Großunternehmen.
Mit seinem Change-Projekt ergatterte sich Benjamin Beinroth, CIO von Fressnapf, einen Finalisten-Platz beim CIO des Jahres 2022, Kategorie Großunternehmen.
Foto: Photographie Yvonne Ploenes

Der Wirtschaftsinformatiker Benjamin Beinroth kam Anfang 2016 zu Fressnapf. Er leitet die IT und verantwortet mit seinem Team die gesamte IT-Strategie des Einzelhandels- und Franchise-Unternehmens für Heimtierbedarf. Das IT-Team fungiert als tragende Säule des Geschäftsmodells.

GPS-Tracker für Hunde

Zu den Aufgaben von Beinroth gehört es, ein kanalübergreifendes Ökosystem rund um Haustiere auch digital abzubilden. Dazu zählen beispielsweise ein kürzlich vorgestellter GPS-Tracker für Hunde sowie eine Online-Sprechstunde für die tierärztliche Erstberatung. Viele weitere Apps und digitale Anwendungen sind in der Pipeline. Ziel der neuen Strategie ist es, die Kunden auf unterschiedlichen Kanälen zu erreichen.

Viele Aufgaben für den 44-jährigen CIO, der parallel dazu auch das Change-Management innerhalb seines IT-Teams vorantreibt. Eine klassische IT-Organisationen mit festen Hierarchien sieht Beinroth als überholt an und er setzt stattdessen auf neue agile Organisationsstrukturen. Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozesse mussten hierfür neu ausgerichtet werden.

Das in zwei Phasen gegliederte Projekt bindet das gesamte IT-Team ein und schwört es auf neue Arbeitsweise ein. Agiles Arbeiten klingt für manche fremd, die eine klassische Arbeitsweise gewohnt waren. Doch Beinroth portionierte die Inhalte in Teilaspekte, organisierte Workshops und stellte die Organisationsstruktur schrittweise um. Nach einem guten Jahr war dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen.

Persönlichkeitsentwicklung und Agile Coaches

Im zweiten Teil des Change-Projekts ging es darum, alle IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv auf die Veränderungen vorzubereiten. "Unser Ziel ist die Persönlichkeitsentwicklung unserer Mitarbeitenden. Sie sollen erleben, wie sich ihre innere Haltung auf den gesamten Prozess, ihre Arbeit und die Ergebnisse auswirkt", sagt er. Zunächst stellte das Change-Management-Team das Konzept allen IT-Beschäftigten vor und vertiefte die Inhalte gemeinsam mit den Beschäftigten. Zusätzlich kamen jede Woche Agile Coaches ins Unternehmen. Das Ziel war, agiles Arbeiten an konkreten Projekten zu erlernen. Workshops und Diskussionsrunden ergänzten diese Lerneinheiten.

Influencer im Unternehmen

In dieser Phase diskutierten Führungskräfte und Mitarbeitende auch, wie sie neuen Kolleginnen und Kollegen den Einstieg ins agile Arbeiten erleichtern können. Eine Idee war, Multiplikatoren einzusetzen, die wie Influencer im Unternehmen agieren und die Ideen weitertragen. Inzwischen zeigen sich erste Erfolge des Change-Projekts. Die anfangs noch ungewohnten Arbeitsweisen sind einer Routine gewichen.

Über 36 Millionen Euro beträgt das IT-Budget von Fressnapf. Elf Millionen davon investiert das Unternehmen in Innovation.
Über 36 Millionen Euro beträgt das IT-Budget von Fressnapf. Elf Millionen davon investiert das Unternehmen in Innovation.
Foto: Fressnapf

Außerdem ersetzt die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit das frühere Silodenken. "Heute unterstützen sich die Teammitglieder viel selbstverständlicher", sagt Beinroth. Den Kurs des CIO bestätigt auch die hohe Zufriedenheit der Beschäftigten, wie Mitarbeiterumfragen zeigen.

Beinroth überzeugte beim CIO des Jahres 2022

Im Wettbewerb "CIO des Jahres 2022" konnte Beinroth die Jury mit diesem Projekt überzeugen und wurde unter die Finalisten in der Kategorie Großunternehmen gewäht. Juror Reinhard Jung, Professor an der Univeristät St. Gallen, sagt: "Der Ansatz bei Fressnapf ist sehr überzeugend und absolut innovativ."

Über 36 Millionen Euro beträgt Beinroths IT-Budget, davon investiert Fressnapf elf Millionen Euro für Innovation. Für das im Wettbewerb eingereichte Projekt standen 600.000 Euro für externe Berater bereit.

Fressnapf gibt es seit 1990

Die erste Fressnapf-Filiale öffnete 1990 in Erkelenz (Nordrhein-Westfalen) ihre Türen. Inzwischen gibt es in Deutschland und weiteren zehn europäischen Ländern mehr als 1.700 Geschäfte sowie Beteiligungen in Italien und Kroatien an Ketten, die Tierfutter und Heimtierbedarf verkaufen. Auch die Online-Shops tragen zum Jahresumsatz von 3,1 Milliarden Euro bei. Für das Unternehmen arbeiten rund 16.000 Menschen aus über 50 Nationen, das IT-Team zählt rund 200 Köpfe, Tendenz steigend. (kf)