Fremdsoftware - nur wo sie nicht "lebenswichtig" ist?

08.12.1978

Auch wenn der Anwender "fremder" Software nicht unbedingt positiv

gegenüber steht - im Bereich Systemsoftware macht er offensichtlich

gerne eine Ausnahme. Beim Durchblättern des ISIS Software-Reports fällt

auf, daß gerade die Sparte "Programm - Bibliotheksverwaltung" Installationszahlen aufweist, die für "Nicht-IBM-Produkte" teilweise schwindelnde Höhen erreichen. Hierzu drei Beispiele: "The Librarian "von der CPP, Düsseldorf, wurde weltweit 4100 (im deutschsprachigen Raum 295) Mal installiert, Panvalet der Pasophic Systems GmbH, Düsseldorf, läuft bei 3300 (135) Anwendern, und der "deutschen Alternative", advor-710 der ADV/Orga F. A. Meyer GmbH, Wilhelmshaven, schenkten 108 Anwender ihr Vertrauen. Warum diese hohen Installationszahlen immer weiter steigen, wollte CW von drei Anwendern dieser drei "Renner" wissen. hö

Klaus Kettner

Leiter der Systemprogrammierung im Rechenzentrum der Unternehmensgruppe Pharma-Bauer

Wir benutzen Panvalet Batch seit Ende 1974. Der Grund für den Einsatz fremder Systemsoftware war, daß wir zu dieser Zeit - wie viele andere Unternehmen sicherlich auch - den Programmsort nicht mehr in Form von Karten führen konnten. Dieses Verfahren wurde im Laufe der Zeit in punkto Sicherheit untragbar und nahm zudem physische Formen an, die nicht mehr zu vertreten waren.

Wir suchten zu dieser Zeit ein System auf dem Markt, das uns hilft, diese Probleme zu beseitigen. Das einzige Fremdpaket, das vor vier Jahren unseren Anforderungen näherkam, war Panvalet, ein Programmpaket für die Programmverwaltung und den Programmschutz. Panvalet Batch wurde Ende 1974 installiert.

Die Implementierung erfolgte völlig problemlos. Nach einiger Zeit wurde allerdings ein Wunsch der Programmierung laut, das Paket online zu fahren, da unser Rechenzentrum sehr Dialog- und TP-orientiert arbeitet. Wir fahren derzeit noch auf einer IBM 370/158 mit diverser Peripherie wie /7, 3750. Speziell für Pharma Bauer in Neustadt fahren wir eine sehr dialogorientierte Anwendung "Auftragsannahme".

Wir sind derzeit dabei auf MVS umzustellen, eine 3032 ist seit etwa 14 Tagen installiert und läuft vorerst noch parallel zur /158, auf der wir noch die gesamte Produktion fahren. Panvalet wird künftig auch auf dem neuen Rechner laufen. Wir benutzen das Batch-Paket weiterhin im OS in Verbindung mit einem Panvalet-TSO-Feature. Das Batch-Programm arbeitet hervorragend und wir mußten zwangsläufig mit der Online-Version darauf aufbauen. Hier jedoch gab es Probleme mit dem Editor. Über das TSO-Interface kann man sich jetzt aus der Library Programme in Sort Code herausholen verarbeiten und wieder zurückgeben. Panvalet hat sich in der Zwischenzeit als recht gute Umstellungshilfe bewährt: Die DOS-Dateien sind OS-kompatibel so daß wir lediglich das neueste Panvalet-Band in das OS einspielen müssen und so ständig die neueste Programmversion vorliegen haben.

An weiterer fremder Systemsoftware haben wir unter anderem eingesetzt den CA-Sort und das Johnson Accounting-System.

Da wir sehr "kritische" Anwendungen fahren, haben wir uns entschlossen, zumindest für die "lebensnotwendige" Hard- und Software ausschließlich IBM-Systeme einzusetzen, um zu vermeiden, daß bei Störungen drei verschiedene Wartungstechniker den Fehler suchen müssen. Aus diesen Gründen haben wir auch versucht, das STMO-Paket der IBM als Ersatz für Panvalet zu installieren, weil der Editor wesentlich besser ist. Wir mußten diese Überlegungen jedoch zugunsten von Panvalet zurückstellen, da das IBM-Paket rein dialogorientiert arbeitet und - der wichtigste Grund - keinerlei Sicherheit für die Daten bietet: Während der Dateneingabe erfolgt ein unmittelbarer Update aller Informationen, so daß der ursprüngliche Informationsstand nicht mehr verfügbar ist.

Heinrich Buchmann

Leiter der Systemprogrammierung, Papierwerke Waldhof Aschaffenburg (PWA), Raubling

Unser Haus setzt seit 1974 das Librarian-Batch-Paket ein. Noch ein Jahr zuvor gab es in der EDV einen Raum, in dem etwa 700 000 Karten gelagert waren, auf die jeder beliebig zugreifen konnte. Von höherer Stelle kam eines Tages die Anordnung diese Datenbestände auf Band zu überspielen und in einem Tresor zu sichern. Als wir mit den Arbeiten begannen, schätzten wir den Zeitaufwand hierfür auf maximal 24 Stunden. Bereits ein Test mit einem kleinen Sachgebiet zeigte jedoch, daß wir mindestens drei Wochen zu tun hätten; ein Aufwand, der nicht mehr zu vertreten war.

Also mußten wir uns auf dem Software-Markt nach einem geeigneten Paket umsehen, um diese Probleme schnellstmögliches zu beseitigen. Von den drei damals zur Verfügung stehenden Systemsoftware-Paketen kam für uns nur Librarian in Frage, da uns die gebotene "einfache Handhabung" am meisten zusagte.

1976 wechselten wir zur Librarian-Online-Version über und haben diesen Schritt nicht bereut: Wir entwickeln unsere Programme heute am Bildschirm und stellen die eingegebenen Statements zur Umwandlung in einen Host-Rechner, die Umwandlungsliste kommt zurück an den Bildschirm, wird dort überprüft und nach Freigabe durch den Programmierer ausgedruckt. Wir sind zudem in der Lage, aus verschiedenen anderen Programmen Unterprogramme herauszukopieren, um innerhalb kürzester Zeit zu einer neuen, lauffähigen Programmversion zu gelangen.

Schwerpunkte des Librarian-Einsatzes sind vor allem die Programmentwicklung und -pflege. Entscheidend für den weiteren Einsatz von Panvalet ist, daß das Paket sowohl im Batch als auch online einsetzbar ist: Sollte CICS Nicht verfügbar sein, kann man ohne weiteres auch mit Librarian arbeiten Wichtig ist auch, daß das Paket nur einen Plattenbereich erfordert, auf dem sich sämtliche Programme befinden: Auf dem von uns vorgesehenen 5000 Spuren stehen etwa 1,5 Millionen Statements zur Verfügung.

Durch den Einsatz der Online-Version bot es sich an, auch die gesamte Dokumentation über den Bildschirm einzugeben, dazu mußten wir lediglich ein kleines Interface schreiben. Wir können heute von allen DOS-Partitions und unendlich vielen Bildschirmen aus auf einen Extent zugreifen, um so Statistiken jeder gewünschten Art anzufordern. Will nun eine Fachabteilung wissen, welche Programme innerhalb eines Jahres geändert wurden, können wir diesem Wunsch schnell nachkommen: Bei jeder Programmänderung wird eine "History-Karte" mit dem jeweiligen Änderungsgrund ausgegeben. Damit ist auch die tägliche Datensicherung gewährleistet. Die Wochen-Bestände werden bereits im Tresor ausgelagert. Das Paket schreibt über jede Veränderung innerhalb eines Programms eine "Update-Record-Liste", die wir sorgfältig aufbewahren, so daß wir auf Programmbestände von mindestens drei Monaten zurückgreifen können. Seit den insgesamt fünf Jahren Librarian-Einsatz gab es nur einmal eine Panne, die aber darauf zurückzuführen war, daß ein Operator versehentlich eine Platte ausgeschaltet hatte. In diesem Jahr beschäftige ich mich intensiv mit VM Wir haben derzeit noch zwei CPU's installiert und wollen 1980 wieder auf einen Rechner zurückgehen. Zu diesem Zeitpunkt wäre es erforderlich, die TP-Anwendungen vom Batch zu trennen und auf IMS überzugehen. Positiv für mich war, festzustellen, daß CPP ein Paket angekündigt hat, durch dessen Einsatz wir vorerst um IMS "herumkommen": Vollie und die Prozedurensprache Voice als Nachfolger für Librarian.

Bedingt durch die positiven Erfahrungen mit dem Software-Haus - der Installationsaufwand der Pakete liegt im Bereich einer halben Stunde - haben wir vor 14 Tagen einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Die IMS-Schulung würde nach unserer Schätzung nicht unter einem Monat durchzuführen sein.

Seit kurzem können wir auch den Job Control innerhalb der Arbeitsvorbereitung über Librarian abwickeln. Auch hier mußten wir nur ein entsprechendes Interface schreiben das die entsprechen Karten an Power übergibt und gleichzeitig eine AV-Anwendung erstellt.

Rainer Hamann

Chefprogrammierer, Emi Electrola, Köln

Wir haben das Software-Paket advor 710 zur Bibliotheksverwaltung und seit dem I. 7. 76 das Softwareprodukt advor 790 "Terminal Online Programmierung" seit dem 1. 10. 1978 installiert. Die Gründe, uns für eine Quellenbibliotheksverwaltung zu entscheiden, lagen einmal im hohen Verbrauch von Plattenspeicher bei der uns zur Verfügung stehenden Sorce-Statement-Library (IBM 3340) und zum anderen in unserem Datensicherungs- und Sicherheitsbedürfnis bezogen auf die Quellenprogramme.

Dabei hatten wir zwei Zielvorstellungen zu erfüllen: Das Produkt sollte im Quellenformat (Benutzermodifikation) lieferbar sein und es sollte von einer Firma stammen, bei der wir die Hoffnung haben konnten, daß sie längere Zeit auf dem Software-Markt tätig bleibt. Der Schritt in Richtung advor 7l0 fiel uns leichter, nachdem sich ADV/ Orga entschloß, zwei weitere Produkte (NPG und CRK), die uns ebenfalls interessierten, zu einem günstigen Pauschalpreis anzubieten.

Unsere Erfahrung mit advor 710 hat gezeigt, daß wir auf einem Plattenbereich von 150 Zylindern einer 3340 etwa 440 000 Statements unterbringen können. Da das Software-Paket mit einer dynamischen Speicherplatzverwaltung für die QBV-Datei arbeitet, wird sichergestellt, daß frei werdende Bereiche wieder für die Aufnahme neuer Daten zur Verfügung stehen. Deshalb kommen wir derzeit mit einem definierten Bereich von 130 Zylindern aus. Advor 710 liefert auch eine sehr transparente Dokumentation aller geladenen Bestände, aufgestellt nach Arbeitsgebieten und Programmiersprachen.

Eine Online-Programmierung mit TOP sollte uns dem Closed Shop-Betrieb näherbringen. Die Programmierung soll effizienter werden durch schnellere Informationen über alle Programmteile. Außerdem sollte der Papierverbrauch reduziert werden. Durch Anzeige noch nicht gedruckter Listen (Dis Spooling) werden diese Forderungen von Top erfüllt. Möglich ist zudem die Speicherung aller Jobs auf QBV und Abruf über TOP in die Power-Readercue mit gleichzeitiger Verkettung mehrerer Jobs.

Mit Hilfe des Perfomance-Analyzers von CICS stellten wir eine CPU-Mehrbelastung durch TOP (auf einer 370/138 mit 512 K) von zwei Prozent fest.

Die Entscheidung für TOP ist uns teilweise durch die vorhandene QBV-Datei und die damit verbundene Software-Abhängigkeit vorgegeben. Dadurch war auch ein Vergleich mit anderen Programmen auf dem Markt von vornherein nicht möglich.