Meinungspotpourri beim zweiten GI-Anwendergespräch in Osnabrück:

Fremdgehen bei Fibu-Software ohne Probleme

23.07.1982

OSNABRÜCK (hh) - Einen deutlichen Trend zu entscheidungsorientierten Anwendungssystemen verzeichneten die Teilnehmer des zweiten Anwendergespräches der Gesellschaft für Informatik e. V. und der wissenschaftlichen Kommission "Betriebsinformatik" im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e, V., in Osnabrück.

Die Tagung stand unter dem Thema "EDV-Systeme im Finanz- und Rechnungswesen". Die Teilnehmer kamen zu der Erkenntnis, daß sich der Kreis der Unternehmen, die zum ersten Mal EDV einsetzen, zunehmend auf mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe ausweitet. Während dabei für die Finanzbuchhaltung ein Fremdbezug der Anwendungssoftware relativ bedenkenlos empfohlen werden könne, so war aus dem Tenor des Gespräches herauszuhören, komme für alle anderen Arbeitsgebiete Fremdsoftware nur dann in Betracht, wenn sie von vornherein die branchentypischen Merkmale des Anwenders berücksichtige. Im Vordringen sei, so stellten die Teilnehmer fest, der Einsatz von Kleincomputern für individuelle Einzelanwendungen wie Bilanzplanungen, Umsatzkontrolle oder Angebotskalkulation.

Großunternehmen, die schon seit Jahren EDV einsetzen, scheuten häufig die für die Einführung dialoggestützter Informationssysteme erforderliche Umorganisation ihrer Datenbestände, resümierte man in der Osnabrücker Stadthalle. Als akzeptable Zwischenlösungen böten sich nach wie vor sogenannte "Endbenutzersprachen" an, die den Zugriff auf herkömmlich organisierte Dateien gestatten und flexible Auswertungen ermöglichen.

In der Kostenrechnung blieben die Vorteile der Dialogverarbeitung bei fallbezogenen Anwendungen wie zum Beispiel der Stückkalkulation unumstritten, jedoch gehen die Meinungen zur Frage "Stapel- oder Dialogverarbeitung" bei der Periodenvergleichsrechnung weit auseinander. Der Ausbau der Kostenrechnung zu einer entscheidungsorientierten Führungsrechnung auf Basis relationaler Datenbankmodelle, wie er gegenwärtig von wissenschaftlicher Seite vorgeschlagen wird, dürfte aus organisatorischen und wirtschaftlichen Gründen noch längere Zeit nur einer kleineren Anzahl von Unternehmen vorbehalten sein.

Einig waren sich die Konferenzgäste darüber, daß sich die beratende, unterstützende und koordinierende Rolle der zuständigen Industrie- und Handelskammern beim Einsatz der Datenverarbeitung ausweiten werde.

Begleitet wurde die von über 200 Gästen besuchte Konferenz von einer Ausstellung, auf der 17 Hard- und Softwareunternehmen Anwendungen im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens sowie der Planung und Kontrolle demonstrierten.