Nestlé-Gruppe Deutschland GmbH, Frankfurt

Fremd-Sort selbst bei geringem Sortieranteil

30.01.1976

FRANKFURT - Es müssen schon triftige Gründe vorliegen, eine Standard-Utility der IBM, die zudem noch billiger ist, gegen ein fremdes, lizenzpflichtiges Systemsoftware-Programm auszutauschen. Wilhelm Gaussmann, Leiter des Rechenzentrums der Nestlé-Gruppe Deutschland GmbH, Frankfurt, hat das vor zwei Jahren, getan. Er mußte diesen Schritt bis heute nicht bereuen und hält mit der Begründung nicht hinter dem Berg: "Auch ein geschenkter Gaul kann teuer sein, wenn er Maschinenzeit kostet."

Gemeint ist IBM's Sortierprogramm SM 1-5740, das - wie Gaussmann ausführt - im OS nur einen Bruchteil von dem leiste, was eine Reihe von Sorts können, die auf dem Markt angeboten werden.

Der Einsatz des CA-Sort II der Computer Associates GmbH, Darmstadt, für das sich der Nestlé-EDV-Chef nach vergleichenden Tests entschied, brachte auf Anhieb einen schnelleren Durchsatz auf den installierten Systems IBM 370/145, so daß sich die Mehrschicht-Miete um eben den Betrag verringerte, den Nestlé an das Darmstädter Software-Haus monatlich zu zahlen hat - nämlich 500 Mark. "Wir haben den CA-Sort praktisch umsonst", freut sich Gaussmann.

Verschwenderische IBM-Sorts

Beim CA-Sort, übrigens ein Schweizer Produkt, das auch in den USA ein Renner ist (ICP Honor Roll), handelt es sich um ein zu allen IBM-Sorts Steuerkarten-kompatibles Dienst-Programm für den Einsatz auf 360- und 370-Anlagen unter das und OS einschließlich VS.

Gaussmann gehört zu den EDV-Leitern, die ständig dabei sind, die Maschinenbelastung bei zumindest gleichbleibendem, ja sogar steigendem Arbeitsanfall zu reduzieren, worin durchaus kein Widerspruch liegt. Für die Bewältigung dieses Optimierungsproblems gibt es bekanntlich eine Reihe von Software-Werkzeugen, Software-Monitore, Job-Accountig- und Spooling-Systeme.

Gaussmann nutzt jede, auch die kleinste Chance, die Systemlast zu reduzieren. Eigentlich bestand im Hause Nestlé bei einem Sortieranteil von 10 bis 12 Prozent am Gesamtvolumen aller Jobs keine zwingende Notwendigkeit, IBM-Sort-Schwächen zu beheben. Gaussmann: "Dieser Anteil ist klein, aber man kann auch da noch verschwenderisch sein." Und als verschwenderisch bezeichnet er es, daß in den IBM-Sorts bei einem Sortierlauf Einlese- und Ausgabe-Bereich nicht identisch sind.

30 Prozent und 50 Prozent

Darin liege im wesentlichen der Vorteil des Fremd-Programms. Es werde darüber hinaus eine andere Sortiertechnik angewendet und die Dateien anders abgearbeitet - daraus resultiert - wie Computer Associates betont - , daß durch Einsatz des CA-Sorts bis zu 30 Prozent der CPU-Zeit gespart und I/0-Zugriffe bis zu 50 Prozent schneller sind.",

Das fällt bei einer durchschnittlichen reinen CPU-Zeit von 130 Stunden im Monat, die bei Nestlé den Zwei-Schicht-Betrieb erforderlich machen (340 Stunden Maschinen-Laufzeit), stark ins Gewicht.

CA behauptet, daß ihr Sortprogramm in fünf Minuten installierte werden kann. Ganz so schnell ging es im Frankfurter Nestlé-Rechenzentrum nicht, aber im großen und ganzen hatte Gaussmann keinen Anlaß für Beanstandungen - die Implementierung war problemlos. Jetzt ist er auf der Suche nach anderen Systemhilfen, die ihm Verbesserungen in der RZ-Ablauforganisation bringen. Er ist zuversichtlich denn das Angebot ist groß.