Freizeit ist bei der Weiterbildung nicht länger tabu

17.07.2001
Von in Ingrid

Mandl: In der Forschung und praktischen Umsetzung spielt das aktive, selbstgesteuerte und kooperative Lernen eine große Rolle. Kennzeichnend sind authentische und interessante Problemsituationen aus der Praxis, welche die Teilnehmer einer virtuellen Gruppe gemeinsam lösen. Dabei ist es aber notwendig, dass die Lernenden entsprechende Unterstützung, beispielsweise von Tele-Tutoren, erhalten. Bei MultimediaProgrammen müssen die Kosten immer in einem vernünftigen Verhältnis zu den Anforderungen stehen.

CW: Wie wird sich der Weiterbildungsmarkt im Hinblick auf die neuen Lernformen verändern? Welche Chancen und Risiken sehen Sie?

Mandl: Der E-Learning-Markt wird sich weiter ausdehnen. Die neuen Lernformen können sich jedoch nur dann behaupten, wenn die didaktischen Forschungsergebnisse bei der Gestaltung und Wissensvermittlung berücksichtigt werden. Notwendig ist dabei, dass die Lernenden bereits in Schule und Hochschule Fähigkeiten erwerben, mit virtuellen Lernumgebungen umzugehen sowie selbstgesteuert und kooperativ zu lernen. Meiner Meinung nach gehören neben virtuellen Lernphasen jedoch immer auch Präsenzphasen zum Weiterbildungskanon.

CW: Wie sehen Sie die Rolle der Hochschulen? Könnten Universitäten in vielen Wissensgebieten als Content-Lieferant ihre leeren Kassen auffüllen?

Mandl: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Universitäten hier stärker aktiv werden. In der Tat besteht die Kernkompetenz der Universitäten in der Entwicklung neuer kreativer Inhalte. Die Universitäten müssen sich als Wissensproduzenten mit Multimedia-Dienstleistern, Network-Providern und Service-Providern verbinden sowie Geschäftsmodelle für die Vermarktung hochwertiger und attraktiver Wissensinhalte entwickeln. Wertvolles Wissen steht dann sicher nicht mehr zum Nulltarif zur Verfügung.