Open Source

Freie Datenbanken im Vergleich

06.10.2008
Von Markus Franz

Ingres, Firebird und MaxDB: Die drei Stiefkinder

Firebird
Firebird

Neben den Branchengrößen MySQL und PostgreSQL gibt es noch drei weitere wichtige Vertreter offener Datenbanken, die sich mit den Jahren etabliert haben: Ingres, Firebird und MaxDB. Alle Projekte sind geprägt durch eine bewegte Geschichte, die manchmal gleich durch mehrere Softwarehäuser geführt hat.

Wie bereits erwähnt, stammt PostgreSQL vom Ingres-Projekt ab. Das Projekt diente als Basis für eine Vielzahl von Datenbanken, unter anderem auch für Microsofts SQL Server. Heute wird Ingres von der Ingres Corporation vertrieben und weiterentwickelt. Als ältester Vertreter hebt sich Ingres heute nur noch wenig von PostgreSQL ab. Die Feature-Liste ist sehr lang, es gibt praktisch nichts, was mit dieser Datenbank nicht geht. Auch XML und GIS-Support sind standardmäßig enthalten. Insgesamt sollte man aber eher vom Ingres-Einsatz absehen, da das Projekt eingeschlafen wirkt, es gibt keine breite Community. Die Administration ist sehr aufwändig, und es existieren kaum externe Tools. Ein Punkt macht Ingres allerdings für Unternehmen interessant: Das System bietet die viel beachtete Möglichkeit, SQL-Statements parallel von mehreren Prozessoren verarbeiten zu lassen. Das kann kein anderer Anbieter in der Open-Source-Szene so gut wie Ingres. Hier eignet sich das System sicher in einigen Spezialfällen.

MaxDB liegt heute wieder beim Softwarehaus SAP. In den ersten Jahren hat SAP diese Datenbank als Basis für anspruchsvolle ERP-Anwendungen entwickelt, sie dann jedoch an MySQL zur Weiterentwicklung übergeben, um sie nun nach einigen Jahren wieder selbst fortzuführen. MaxDB unterstützt zwar nur wenige Features, arbeitet jedoch zuverlässig ohne jeglichen Administrationsaufwand. Zum Glück, denn es gibt so gut wie keine externen Tools für Backup und Wartung. Als Ausgangsbasis für SAP-Installationen ist das System sicher einen Blick wert, da es hier die Stärken der problemlosen Integration ausspielen kann. SAP hat versprochen, in zukünftigen Releases aktiv weitere Features wie zum Beispiel MVCC (Multiversion Concurrency Control) einzuarbeiten. Die Entwicklung geht also aktiv weiter.

Der letzte Veteran in der Runde der kleineren Open-Source-Vertreter ist Firebird. Nach dem Niedergang von Interbase hat man das Projekt kurzerhand als Open Source freigegeben und in Russland, der Ukraine und Südamerika die dort traditionell breiten Anwendergruppen aktiv integriert. Das hat sich ausgezahlt, da Firebird immer noch oft eingesetzt wird. Ein solider Grundstock von Funktionen bildet die Basis der Datenbank. Ohne spektakuläre Enterprise-Features kann Firebird immerhin zweiphasige Transaktionen ausführen und versteht perfekte Replikation. Als einzige Datenbank im Testfeld hat Firebird allerdings immer noch Probleme mit Multiprozessor-Systemen: Der Server verschluckt sich gerne zwischen Multithreading und mehreren Prozessen.