Anforderungen wachsen

Freiberufler sollen als Berater auftreten

29.09.2010
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Durchschnitt 20 Jahre Erfahrung

Michael Moser, Gulp: 'Die wenigsten Freiberufler gehen aus der Ausbildung und nach dem Studium direkt in die Selbständigkeit.'
Michael Moser, Gulp: 'Die wenigsten Freiberufler gehen aus der Ausbildung und nach dem Studium direkt in die Selbständigkeit.'
Foto: Michael Moser , Gulp

In einem anderen Punkt sind sich die Vertreter der Personalvermittler indes einig. Ihrer Meinung nach werden IT-Freiberufler kein allzu großes Problem damit haben, Service- und Consulting-Know-how aufzubauen. Gulp-Geschäftsführer Michael Moser: "Schließlich kann der durchschnittliche Externe knapp 20 Jahre Berufserfahrung vorweisen." Aus seiner Sicht sollte das eine ausreichende Zeit sein, um die erforderlichen Skills auf- und auszubauen. "Die wenigsten Freiberufler gehen direkt von der Universität oder dem Ausbildungsplatz in die Selbständigkeit, zumeist sammeln sie Erfahrung und Wissen in der Festanstellung", weiß Moser. Um als Freelancer Skills auszubauen, sei die Praxis immer noch das beste Training.

Lückenlose Projekthistorie hilft

Thomas Goetzfried, Goetzfried AG: 'Die Erfahrung des Freiberuflers aus vielen Projekten bringt dem Kunden den meisten Mehrwert.'
Thomas Goetzfried, Goetzfried AG: 'Die Erfahrung des Freiberuflers aus vielen Projekten bringt dem Kunden den meisten Mehrwert.'
Foto: Thomas Götzfried

Thomas Goetzfried, Vorstandsvorsitzender der Goetzfried AG, Mitglied der Allgeier-Group, stimmt dem Gulp-Manager zu. Aus seiner Sicht ist die Praxiserfahrung aus diversen Projekten der wichtigste Baustein, um den Kunden einen möglichst großen Mehrwert zu bringen. "Voraussetzung für hochwertige Services, inklusive Consulting, sind gute kommunikative Fähigkeiten sowie ein professionelles Auftreten", davon ist Goetzfried überzeugt. Hays-Mann Schabel wiederum ist überzeugt, dass in Zukunft nicht nur die Berater, sondern auch die Programmierer mit ihren klar umrissenen Kenntnissen weiter gefragt sein werden

Kelly Elsasser, Reutax: 'Flexibilität ist zum täglichen Brot des Freiberuflers geworden.'
Kelly Elsasser, Reutax: 'Flexibilität ist zum täglichen Brot des Freiberuflers geworden.'
Foto: Kelly Elsasser

In puncto Flexibilität erhalten die IT-Selbständigen Pluspunkte. Kelly Elsasser, Sprecher des Vorstandes der Reutax AG, hält den Großteil der IT-Freelancer auf jeden Fall für flexibel genug, um den künftigen Anforderungen gewachsen zu sein. "Flexibilität ist mittlerweile zum täglichen Brot der Externen geworden, an der Mobilität indes könnten etliche von ihnen noch arbeiten", meint der Reutax-Manager. Nach seiner Erfahrung gilt heute mehr denn je, dass diejenigen, die über eine lückenlose und stringente Projekthistorie verfügen, für neue Auftraggeber ein interessanter Kandidat sind. Hin und wieder lohne es sich daher, auch Anschlussprojekte anzunehmen, die nicht in der bevorzugten Einsatzregion liegen.

Lob und Kritik gleichermaßen teilt Top- Itservices-Manager Lidl aus: "Die IT-Freelancer sind deutlich flexibler als die Ingenieure." Allerdings würden die Freiberufler selbst die Flexibilität nicht immer ernst nehmen. "Läuft der Projektmarkt nicht so gut, nehmen Freelancer gerne Aufträge in einer anderen Stadt an. Zieht der Markt wieder an und der Externe erhält in einem anderen Unternehmen, vielleicht noch vor Ort, ein besser dotiertes Angebot, schmeißt so mancher von ihnen von heute auf morgen hin", bedauert Lidl diese Wankelmütigkeit.

Thomas Müller, Solcom: `Einfache Tätigkeiten fallen zunehmend weg.
Thomas Müller, Solcom: `Einfache Tätigkeiten fallen zunehmend weg.

Ein Thema, das die Externen nicht zur Ruhe kommen lässt, ist die Scheinselbständigkeit. Auf die Frage, was IT-Freiberufler tun sollten, um nicht in diese Falle zu tappen, hatten Agenturvertreter einige Tipps parat. Für Reutax-Manager Elsasser ist das beste Rezept, wenn Freiberufler für verschiedene Kunden arbeiten, auch wenn die Laufzeit einiger Projekte dadurch kurz ist. "Vor Ort im Projekt ist es zudem wichtig, darauf zu achten, dass der Projektgeber die Freelancer im Unternehmen eindeutig als Externe kenntlich macht", rät Elsasser.