Softwaretester auf dem Sofa

Freiberufler sind frustriert über eingefrorene Budgets

27.05.2009
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Immer mehr IT-Selbständige sitzen auf dem Sofa statt vor dem PC: Sie müssen länger auf den nächsten Auftrag warten, da die Unternehmen sparen und Aufträge an interne Mitarbeiter vergeben.

Einen kräftigen Dämpfer versetzt die Wirtschaftskrise auch dem bislang boomenden IT-Projektgeschäft. Laut aktuellem Marktmonitor der Hamburger Projektbörse projektwerk.de ist der Bedarf an IT-Freiberuflern IT-Experten in allen Bereichen weiter gesunken. Erstmals sind auch die bisher so begehrten SAP-Experten betroffen: Nach einem guten Jahresauftakt für SAP-Projekte, der sich mit saisonal bedingtem Bedarf erklären lässt, fielen die bei Projektwerk ausgeschriebenen Projekte für SAP-Experten von März auf April um etwa 30 Prozent.

Firmen denken zu kurzfristig

SAP-Berater Michael Blankertz aus Raubling berät über 15 Jahren vorwiegend mittelständische Firmen und erklärt den Rückgang: "Die Unternehmen denken zu kurzfristig. Viele Projekte, die Entwicklungsaufwand mit sich bringen, werden im Moment gestoppt. Dass diese aber mittel- und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz eines Unternehmens erhöhen, wird dabei häufig völlig außer Acht gelassen. Auch werden vielfach Aufgaben an interne Kräfte übertragen, die diese dann irgendwie, aber sicher nicht wie ein versierter SAP-Mann lösen. Nice-to-Have-Projekte werden ganz gestrichen."

Softwaretester auf dem Sofa

Auch der selbständige Softwaretester Frank Witte spürt die sinkenden Nachfrage: "Trotz bester Referenzen und bundes- beziehungsweise europaweiter Mobilität sitzen freiberufliche Spezialisten mit langjähriger Erfahrung und Wissen zu Hause auf dem Sofa." Der Grund auch hier: Die Unternehmen halten sich mit IT-Investitionen zurück, vergeben Aufträge an interne Mitarbeiter, um Kosten zu sparen. In Wittes Augen müssten sich die Unternehmen aber antizyklisch verhalten, da derzeit viele Freiberufler zu günstigeren Konditionen zu haben sind: "Warum werden jetzt keine langfristigen Verträge gemacht, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen? Warum werden nicht strategische Projekte, für die sonst viel zu wenig Zeit ist, jetzt angegangen, um Prozesse zu optimieren, die Qualität zu erhöhen und dadurch langfristig auch Kosten zu sparen?"

Auch SAP-Berater Blankertz appelliert an die Firmen, jetzt Projekte zu starten und die günstigen Konditionen zu nützen: "Die Arbeit ist ja da, wird aber im Moment verschoben und die Projekte türmen sich immer weiter zu Riesenbergen auf. Ich bin sicher: Es werden diejenigen die Nase vorn haben, die jetzt ihre Aufgaben lösen."

Und was machen jetzt Freiberufler, die keine Projekte haben? IT-Profi Frank Müller hat da ein ganz eigenes Rezept gefunden, wie er auf www.projektwerk.de verrät:" Ich fahre jetzt erst einmal sechs Wochen nach Asien und lass mir die Sonne auf den Pelz brennen. Dann werde ich noch eine Woche eine Zertifizierung machen. Nach dieser Phase bin ich dann pleite, aber dann sollte doch auch der Markt hoffentlich so langsam wieder kommen. Falls nicht bleibt ja immer noch dank freiwilliger Arbeitslosenversicherung die Meldung der Arbeitslosigkeit und die Beantragung eines Gründerzuschusses."

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