Gute Auftragslage

Freiberufler sind als Berater gefragt

09.09.2008
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Oliver Knittel, selbst seit Jahren als Freiberufler tätig, sieht es ähnlich. Da viele IT-Freelancer schon älter seien und eine ganze Reihe von Projekten vorweisen könnten, seien sie auch in der Lage, Wissen zu vermitteln. "Das wird von den IT-Chefs als großer Vorteil angesehen", sagt Knittel, der jüngst vom "IT-Freelancer-Magazin" zum Freiberufler das Jahres gewählt wurde. Vor allem in der Versicherungsbranche müssten IT-Mitarbeiter verstärkt mit alten IT-Systemen kämpfen. Knittel: "Wenn das Unternehmen beschließt, sich neuere Systeme anzuschaffen, ist das Problem noch längst nicht beseitigt. Verständlicherweise fehlt den Mitarbeitern das erforderliche Know-how." Wie sehr die Verantwortlichen in einer solch schwierigen Situation externes Beratungswissen schätzen, weiß Knittel.

Oliver Knittel, Freiberufler des Jahres: IT-Chefs schätzen umfangreiche Projekterfahrung.
Oliver Knittel, Freiberufler des Jahres: IT-Chefs schätzen umfangreiche Projekterfahrung.

Wer als freiberuflicher Berater und Wissensvermittler erfolgreich sein will, braucht laut Knittel "ein Gespür für neue Themen und Nischen" und muss sich weiterbilden. Das ist für ausgelastete Freiberufler aber oft nur in der Freizeit möglich. Knittel hat sich an zwei Wochenenden im Bereich Projekt-Management und Versicherungen zertifiziert, gelernt hat er dafür im Urlaub. Zehn bis 15 Tage pro Jahr investiert Knittel in seine Qualifikation: "Wenn dann noch die Chemie zwischen dem Externem und den Kollegen stimmt, können die Freiberufler ihre Stärken voll ausspielen."

Mittelstand legt Wert auf soziale Kompetenzen

Insbesondere mittelständische Unternehmen legen Wert auf eine gute Atmosphäre in der Zusammenarbeit. Ein Beispiel sind die Metabowerke in Nürtingen. IT-Leiter Frank Sievering benötigte Unterstützung an der SAP-Basis, erhielt aber keine geeigneten Bewerbungen. Also entschied er sich für einen Freelancer: "Schon im Vorgespräch merkte ich, dass der Externe flexibel ist, genau die Fähigkeiten besitzt, die unser Haus benötigt, und über Erfahrung verfügt." Für Sievering sind soziale Kompetenzen genauso wichtig wie technische Erfahrung.

Zufrieden zeigt sich auch der niedersächsische Landmaschinenhersteller Bernard Krone, der zum ersten Mal mit einem Externen in der IT zusammenarbeitet. IT-Leiter Goy-Hinrich Korn gefällt, dass der Freiberufler "bereits nach kürzester Zeit wie ein echter Krone-Mann denkt", und gibt ihm Aufgaben, die Beraterqualitäten erfordern. Nach Korns Erfahrungen weisen etliche SAP-Freiberufler ähnliche Qualitäten vor: Wer sich bewusst für die Selbständigkeit entscheidet, sei eine Kämpfernatur, qualifiziere sich entsprechend und fühle sich für die Belange des Auftraggebers verantwortlich. Korn: "Für solche Leute stehen die Türen weit offen."