Freiberufler klagen über Zahlungsmoral

22.09.2004
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Den selbständigen IT-Spezialisten hat dieses Jahr bislang zwar wieder viele Projekte beschert: Doch was nützt das Auftragshoch, wenn die Honorare ausbleiben oder zu spät gezahlt werden. Einer Umfrage zufolge müssen 58 Prozent der IT-Profis länger auf ihre Entlohnung warten, als ihnen vertraglich zugesichert wurde. Für viele Freiberufler kann diese Situation schnell in die Schuldenfalle führen.

Das Projektportal Gulp, bei dem sich über 51.000 selbständige IT-Fachkräfte mit ihren Qualifikationen registriert haben, befragte 372 Freiberufler zur Zahlungsmoral der Projektanbieter. Nur drei Prozent gaben an, dass ihre Honorare immer pünktlich überwiesen werden. Weitere 39 Prozent haben nur selten Probleme mit den Zahlungen der Auftraggeber. Allerdings müssen der Umfrage zufolge 36 Prozent der IT-Profis öfter auf ihre Honorare warten und für 22 Prozent sind die ausbleibenden Honorare ein ernstes Problem, die bis in die eigene Verschuldung führen kann.

Das Projektportal Gulp fragte IT-Freiberufler, wie oft es vorkomme, dass sie auf ihre Honorare warten müssten: 58 Prozent gaben an, dass die Zahlungen der Auftraggeber oft später als vereinbart eingingen. (Quelle: Gulp)

Wenn es zu Zahlungsverzögerungen kommt, müssen 51 Prozent der Befragten in der Regel nur einmal nachfragen, 40 Prozent tun dies mehrmals und für neun Prozent ist eine Mahnung häufig unumgänglich. Oft bleibt dem Freiberufler jedoch nichts anderes übrig, als sich zunächst mit den Erklärungen der Auftraggeber zufrieden zu geben, warum das Geld noch nicht überwiesen wurde. Schließlich soll der Projektanbieter, von dem man sich auch weiterhin Aufträge erhofft, nicht verprellt werden.

Als typische Gründe für die Zahlungsverzögerungen nennen die Projektanbieter den Freiberuflern zufolge vorrangig Verwaltungsengpässe (26 Prozent), gefolgt von Liquiditätsproblemen des Auftraggebers (24 Prozent) und der "übersehenen" Rechnung (21 Prozent). Manchmal steckt jedoch auch Absicht dahinter: 16 Prozent der Freiberufler gaben an, dass die Auftraggeber mit dem einbehaltenen Honorar noch mehr Zinsen abschöpfen wollten. Mit 13 Prozent bildet die Erklärung "Schwierigkeiten beim Endkunden" das Schlusslicht der Gründeskala.

Letzter Ausweg: Der Gang zum Anwalt