Stefan Rohr, Heinz Streicher

Freiberufler in der Datenverarbeitung.

30.07.1993

Solange es Freiberufler gibt, existieren Missverstaendnisse und Halbwahrheiten ueber ihre Taetigkeit, ihre Selbstbestimmtheit und vor allem ueber ihr Einkommen. Ein neues Mitglied, naemlich den Freiberufler in der Datenverarbeitung, hat der Berufsstand seit dem Einzug von Rechnern aller Groessenklassen samt unterschiedlichen Programmiersprachen, Betriebssystemen, Anwenderprogrammen und Netztypen in fast jedes Unternehmen. Vor allem um die Entlohnung DV-geschulter Dienstleister ranken sich Geruechte ueber exorbitante Tagessaetze und einen ueberreichlichen Verhandlungsspielraum bei lukrativen Auftraegen.

Die Studie "Freiberufler in der Datenverarbeitung" aus der neuen Buchreihe "CW-Edition" der Computerwoche Verlag GmbH gibt dem Leser erstmals einen Einblick in die Arbeitswelt der DV- Freiberufler. Sie bietet eine Fuelle empirisch gestuetzter Informationen ueber die spezifischen Bedingungen des deutschen Marktes und versteht sich damit als Starthilfe, Standortbestimmung und Richtschnur fuer die zukuenftige Geschaeftsentwicklung.

Das Softcover richtet sich sowohl an Freiberufler selbst als auch an Entscheider in Unternehmen, die DV-Spezialisten als Verhandlungspartnern gegenuebersitzen.

Den inhaltlichen Schwerpunkt des Titels bilden die Ergebnisse der Untersuchung, die sich vor allem auf das Verhaeltnis von Honorar, Leistung und Qualifikation beziehen. Freiberuflern, die mit einer angemessenen Gehaltsvorstellung in die Verhandlung mit ihrem Kunden ziehen wollen, bietet das Buch eine Art Bausteinkonzept an: naemlich zwoelf unterschiedliche Komponenten, aus denen sich die Bezuege fuer unterschiedliche Leistungen zusammensetzen lassen.

Sechs davon beziehen sich auf die Art des Auftrags und den Grad der uebernommenen Verantwortung; die anderen Module beruecksichtigen moegliche Honorarunterschiede, die sich aus Merkmalen wie Alter, Berufserfahrung, Qualifikation, Branchen oder der jeweiligen Region ergeben koennen.

Das diesen Komponenten zugrundegelegte empirische Zahlenmaterial ist das Ergebnis einer direkten Befragung und bisher einmalig.

Mit den von DV-Freiberuflern bedienten Branchen, Rechnerwelten sowie Funktions- und Anwendungsbereichen analysiert die Studie zusaetzlich die Taetigkeitsfelder von Beratern. Ausserdem werden ihre vorhandenen Qualifikationen dargelegt, ihre Kapazitaetsplanung und -auslastung beschrieben und die Betriebskosten eines Freiberuflers erlaeutert. Gerade der letzte Punkt kann zu mehr Verstaendnis fuer die auf den ersten Blick oft ueppige Gebuehrenrechnung von Freiberuflern fuehren; die Kosten ergeben sich groesstenteils aus Aufwendungen fuer Weiterbildung, Reisen und Auftragsaquise.

Die Verfasser sind auch der Frage nachgegangen, warum sich DV- Profis selbstaendig machen. Eher an Unternehmen, die mit einem Externen zusammenarbeiten wollen oder muessen, richten sich Hinweise fuer eine wasserdichte Vertragsgestaltung. Die als "Vertrags-Tips" verpackten Ratschlaege beziehen sich in erster Linie auf den arbeits- und sozialrechtlichen Zuendstoff, den jedes Verhaeltnis zwischen Auftraggeber und -nehmer bergen kann.

Obwohl die Studie Neuland betritt, liefert sie bereits praktikable Ergebnisse fuer die beiden potentiellen Lesergruppen. Der DV-Freiberufler kann seine Honorarvorstellungen in ein richtiges Verhaeltnis zu seinen Faehigkeiten und geleisteten Investitionen und der Wettbewerbssituation setzen. Das nachfragende Unternehmen kommt durch das Buch in die Lage, die Forderungen und Angebote des selbstaendigen Unternehmers besser mit anderen Leistungen zu vergleichen und zu einem fuer beide Seiten zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen. Der Text ist verstaendlich geschrieben und durch eine grafische Darstellung der Umfrageergebnisse ergaenzt.