Freiberufler: Festanstellung, nein danke.

16.08.2007
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.

Wolfgang Wiedemeyer, 42, Wirtschaftsinformatiker

Wolfgang Wiedemeyer: "Im SAP-Bereich ist man in der glücklichen Lage, dass man sich die Projekte aussuchen kann."
Wolfgang Wiedemeyer: "Im SAP-Bereich ist man in der glücklichen Lage, dass man sich die Projekte aussuchen kann."

Der freiberuflich arbeitende SAP-HR-Spezialist Wolfgang Wiedemeyer ist gerade auf seiner Baustelle, denn er saniert ein um 1880 errichtetes Haus in Augsburg, in das er mit seiner Familie einziehen möchte. "Wir können uns gerne unterhalten", ruft er ins Handy. "Wenn Sie der Baulärm nicht stört." Er stört uns nicht. "Das hier ist mein Ausgleich zur SAP-Implementierung", erklärt Wiedemeyer.

"Meine Firma war mir fremd"

Der SAP-Spezialist, der unter anderem Bosch, Eon und die Hypovereinsbank zu seinen Kunden zählt, hatte Mitte der 90er Jahre als Personalreferent bei der Alexander Moksel AG begonnen. Das Unternehmen gehörte zu den ersten zehn Firmen, die konzernweit R/3 einführten. Von diesem Unternehmen wurde Wiedemeyer eineinhalb Jahre später von einer Unternehmensberatung abgeworben, um SAP-Software bei einem Chemiekonzern zu installieren. Die Arbeit bei der Consulting-Firma sah allerdings so aus, dass er mehr Zeit beim Kunden als im Mutterunternehmen verbrachte. "Die Firma, in der ich angestellt war, war mir eigentlich fremd", erläutert der Augsburger SAP-Profi. "Nach und nach reifte in mir der Gedanke, dass ich eigentlich einer Arbeit nachgehe, die ich auch alleine machen kann." Und nachdem sein Arbeitgeber sein ursprüngliches Versprechen, ihn auch einmal international einzusetzen, nicht erfüllte, fiel ihm die Entscheidung zur Selbständigkeit umso leichter.

Man trennte sich in beiderseitigem Einvernehmen, Wiedemeyer arbeitete sogar übergangsweise als freiberuflicher Berater für seinen ehemaligen Arbeitgeber, um beim Kunden Kontinuität zu wahren. Erst nach etwa einem Vierteljahr ging Wiedemeyer als eigenständiger Freiberufler direkt zu dem Kunden. Nach der Implementierung des HR-Moduls von SAP kamen weitere Module hinzu. Zusätzliche Aufträge erhielt Wiedemeyer durch Mundpropaganda, nachdem er sich einen gewissen Ruf in der Chemiebranche erarbeitet hatte. Anfangs, in den 90er Jahren, habe er auch mal den Personalwirtschaftskongress von SAP besucht, um Kundenkontakte zu knüpfen, erinnert er sich.