Freiberufler-Umfrage

Freelancer verdienen im Schnitt 99 Euro

24.04.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Sie sind zufrieden mit den Entwicklungen im Markt, hadern allerdings mit den politischen Entscheidungen zum Thema Selbständige, so das Ergebnis einer Studie von freelance.de
Auf zum nächsten Projekt: Laut einer aktuellen Umfrage sind Freiberufler gut ausgelastet und finden reichlich Arbeit bei ihren Auftraggebern.
Auf zum nächsten Projekt: Laut einer aktuellen Umfrage sind Freiberufler gut ausgelastet und finden reichlich Arbeit bei ihren Auftraggebern.
Foto: Song_about_summer - shutterstock.com

Die Stundensätze der Freelancer in Deutschland liegen 2023 im Schnitt bei 99 Euro und im Jahr 2023 haben bereits 38 Prozent der befragten Freiberufler diese erhöht. In den drei Jahren davor (2019 bis 2022) waren es sogar 59 Prozent der Freelancer, die Preiserhöhungen durchsetzen konnten. Durchschnittlich erzielen die höchsten Stundensätze Freelancer mit Schwerpunkt Management- und Strategieberatung sowie Organisations- und Prozessberatung. Dahinter folgen IT- und Digital-Berater sowie IT- und Softwareentwickler.

Das Gender-Pay-Gap bei den Freelancern

Allerdings zeigt sich auch bei den weiblichen Freelancern der Gender Pay Gap von rund zehn Prozent im Vergleich zu den männlichen Kollegen. Dies sind Ergebnisse einer Befragung, die von freelance.de, im Frühjahr 2023 durchgeführt wurde und an der sich über 1.350 Freelancer aus Deutschland beteiligt haben.

So gaben knapp drei Viertel der Freelancer an, dass der Fachkräftemangel sich positiv auf ihre wirtschaftliche Situation in den kommenden Jahren auswirken wird. Dicht gefolgt wird dieser Faktor von der Digitalisierung (72 Prozent) sowie den Entwicklungen im Umfeld von New Work (69 Prozent). Alle drei Faktoren beurteilen die Freelancer als die wesentlichen Treiber für ihr Geschäft in den kommenden drei Jahren. Lediglich die aktuelle Höhe der Inflation wird als einziger Faktor von einer Mehrheit der Freelancer (55 Prozent) als negativ eingeschätzt.

Projekte sind genug da

Die positive Ausgangslage für Freelancer spiegelt sich auch in der geringeren Schwierigkeit wider, derzeit Projekte zu akquirieren. Im Jahr 2023 gaben immerhin 41 Prozent der Freelancer an, dass es derzeit sehr leicht oder leicht sei, neue Projekte zu akquirieren. Muss sich ein Freelancer für ein Projekt entscheiden, dann spielen drei Faktoren eine wesentliche Rolle: die Bezahlung (82 Prozent), der Projektinhalt (79 Prozent) - und ob dieser spannend oder herausfordernd ist - sowie die Möglichkeit, dass ein Projekt auch remote umgesetzt werden kann (74 Prozent). Aktuell werden nach Angaben der Freelancer 49 Prozent der Projekte vollständig remote umgesetzt.

Der Status als Freelancer bringt eine hohe Zufriedenheit mit sich. So sind 70 Prozent der Freelancer mit ihrer finanziellen Situation zufrieden und weitere 75 Prozent zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrer Work Life Balance. Zudem gaben knapp zwei Drittel der Studienteilnehmer (65 Prozent) an, selten oder nie unter Stress zu leiden.

Unsicherheitsfaktor Scheinselbständigkeit

Kritisch und enttäuscht blicken die Freelancer allerdings auf die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die politische Unterstützung für Selbstständige. Zum einen sind Kundenunternehmen durch das Damoklesschwert der Scheinselbständigkeit verunsichert; daher gehen 56 Prozent der Freelancer davon aus, dass die aktuelle rechtliche Lage Unternehmen davon abhält, mehr mit Freelancern zu arbeiten. Zum anderen schätzen Freelancer die aktuelle Gesetzeslage (36 Prozent), die hohe Steuerbelastung (36 Prozent) sowie Renten- und Sozialversicherungsaspekte (28 Prozent) als Herausforderung ein.

Hinsichtlich der aktuellen politischen Situation fällt das Urteil der Freelancer sehr eindeutig aus: Nur drei Prozent der Befragten fühlen sich durch die Politik gut unterstützt. "Die aktuelle Politik lenkt einseitig den Blick auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und berücksichtigt insbesondere hochqualifizierte Selbständige nicht", so Jonas Lünendonk, CEO von freelance.de. Zudem empfänden es Freelancer vielfach als Gängelung, wenn sie in Projekte im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung gezwungen werden und damit durch die Hintertüre zu Angestellten gemacht werden sollen

Die Studie "So arbeiten Freelancer in Deutschland" wurde mittels eine Online-Umfrage im Zeitraum 31. Januar bis 17. März 2023 durchgeführt. Über 1.350 Freelancer haben sich beteiligt. Dabei haben die Freelancer über 60 Fragen beantwortet. Ausgewählte Ergebnisse können Sie hier herunterladen.