7 Tipps für Freiberufler

Freelancer, schaut Euch Eure Verträge genau an

25.07.2018
Von Philipp Seidel
Aufgrund des hohen Drucks unterschreiben viele Freiberufler oft Verträge und Vereinbarungen, die sie nicht ausreichend schützen. Diese sieben Tipps sollen Ihnen helfen, zu entscheiden, ob es sich lohnt, einen Job anzunehmen oder nicht.

Das Projekt ist beendet und die Rechnung gestellt. Nun muss sie der Kunde nur noch innerhalb der vorgegebenen Frist begleichen und alle Parteien sind glücklich. Wer als Freiberufler für einen Kunden ein Produkt entwickelt oder eine Leistung erbracht hat, muss sich oftmals mit der Bezahlung der selbigen herumplagen. Gerade kleine Unternehmen und Selbständige geraten hierbei leicht an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit.

Um die vertragliche Gestaltung der Aufträge muss sich ein Freelancer selbst kümmern.
Um die vertragliche Gestaltung der Aufträge muss sich ein Freelancer selbst kümmern.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Um den Überblick zu behalten und das Risiko des Zahlungsausfalls zu minimieren, sollten Freiberufler schon für das Aufsetzen bzw. Unterzeichnen des Vertrages ausreichend Zeit einplanen. Vor allem sollten Freelancer, die am Beginn ihrer Karriere stehen, darauf achten, dass die Verträge, die sie von ihren Kunden vorgesetzt bekommen, entsprechende Schutzmaßnahmen und Zahlungsklauseln enthalten. Nur so können sie sicherstellen, dass sie beim Vertragspoker nicht übers Ohr gehauen werden. Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte aufgeführt, auf die jeder Freelancer vor der Vertragsunterzeichnung achten sollte:

1. Rechte am Endprodukt

In jedem Vertrag sollte angegeben werden, dass die vollständigen urheberrechtlichen Nutzungsrechte an einer Leistung, die im Rahmen eins Arbeitsverhältnisses oder einer freien Mitarbeiterschaft entwickelt wurden, erst dann übertragen werden, wenn die vollständige Zahlung erfolgt ist. Mit einer konkreten vertraglichen Vereinbarung können unnötige Streitigkeiten vermieden werden.

2. Entschädigung

Es ist nicht unüblich, dass Kunden die gesetzliche Haftung mit der vertraglichen Haftung noch deutlich verschärfen. Findet sich im Vertrag eine Haftungsfreistellung, unterschreibt der Selbständige im Vorfeld, dass er für alle möglichen Schadensfälle in Zusammenhang mit seiner Dienstleistung zur Rechenschaft gezogen werden kann. Im Falle einer Klage trifft den Auftraggeber keine Schuld, der Selbständige ist dagegen voll im Risiko. Es ist daher wichtig, darauf zu achten, dass jegliche Haftung für das Endprodukt an den Auftraggeber übertragen wird. Besteht ein Kunde darauf, dass irgendeine Art der Haftung nicht übertragen wird, sollten Sie die Finger von dem Auftrag lassen.

3. Bezahlung

Unterschreiben Sie niemals einen Vertrag, in dem die Zahlungsbedingungen vage formuliert sind. Wenn Sie sich auf einen Preis geeinigt haben, sollte dieser ebenfalls direkt oder in einem Zeitplan für die Zahlungsreihenfolge festgehalten werden. Es sollte eine Anzahlung im Voraus geleistet werden; wenn das Projekt sehr umfangreich ist, sollte es regelmäßige, laufende Zahlungen geben. So können Sie Ihre Arbeit unterbrechen, wenn die Zahlungen ausbleiben.

4. Unvorhergesehene Umstände oder Ereignisse

Schützen Sie sich mit entsprechenden Klauseln vor unvorhergesehenen Ereignissen, die Sie an der Einhaltung von Terminen und Deadlines hindern könnten. Dazu gehört beispielsweise ein Krankenhausaufenthalt, der Sie für gewisse Zeit außer Gefecht setzt. Erläutern Sie die Umstände, die die Erfüllung des Auftrags verzögern können, und stellen Sie sicher, dass es keine Strafe für bestimmte Ereignisse und Umstände gibt.

5. Produktionsaufwand

Freiberufler müssen die persönlichen Ausgaben für die Erbringung der Leistung im Vorfeld einschätzen können. Es besteht die Möglichkeit, diese Aufwendungen in das Gesamthonorar einzubeziehen oder gesondert in Rechnung zu stellen, wenn der Auftraggeber sie übernimmt. Dies muss vorher im Vertrag festgehalten werden. Unterschreiben Sie keinen Vertrag, wenn die Kosten noch nicht prognostiziert sind und der Kunde nicht bereit ist, diese Kosten zu übernehmen. Die Kostenerstattung sollte im Vertrag detailliert dargestellt und verbindlich sein.

6. Klare Definition des Leistungsumfangs

Der Auftragnehmer ist verpflichtet, ein Produkt oder eine Dienstleistung herzustellen. Ein Vertrag mit einem Kunden sollte genau festlegen, was dieses Arbeitsprodukt ist. Was aber, wenn der Kunde nach der Lieferung des Produkts mehr Unterstützung braucht, als ursprünglich vereinbart wurde? Dies geschieht in den meisten Fällen, und der Kunde kann Änderungen, Überarbeitungen oder Ergänzungen des Umfangs der ursprünglichen Vereinbarung verlangen. Wenn Sie smart sind, weigern Sie sich, einen Vertrag zu unterzeichnen, der keine zusätzliche Zahlung für Änderungswünsche enthält, die der Kunde nachträglich vornimmt.

7. Kündigung

Es spielt keine Rolle, welche der Parteien den Vertrag kündigen möchte. Die Gründe für eine Kündigung müssen klar definiert sein. Es reicht nicht aus, einen Vertrag "aus wichtigen Gründen" zu kündigen. Es muss deshalb auch eine eindeutige Zahlungsregelung geben. Entscheidet sich der Auftraggeber für eine Kündigung, so hat der Auftragnehmer Anspruch auf Vergütung der bisher geleisteten Arbeit.