Freebase: Strukturierte Daten für das Web

12.03.2007
Danny Hillis will mit seiner neuen Firma Metaweb Technologies das World Wide Web intelligenter machen.

Dazu hat Metaweb eine Datenbank namens Freebase geschaffen. Diese soll eine Brücke schlagen zwischen den verstreuten und unstrukturierten Informationen und Suchalgorithmen des bisherigen Webs und strukturierten Daten, die aber zumeist nicht öffentlich in Datenbanken vor sich hin schlummern - ein Schritt in Richtung des "Semantischen Web", das Web-Erfinder Sir Tim Berners-Lee seit Jahren propagiert.

Freebase soll nach dem Willen von Hillis und Metaweb zu einem zentralen Repository für alle digitalen Informationen der Welt werden, zu einer Art digitalem Almanach. Jeder, der seine Informationen darüber verbreiten möchte, darf mitmachen. Die strukturierten Informationen sollen es möglich machen, dass Software daraus Beziehungen und Bedeutungen erkennen kann.

Ein Eintrag über den kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger zum Beispiel würde verschiedene Attribute oder "Ansichten" enthalten, die ihn als Sportler, Schauspieler oder Politiker beschreiben. Programmierer und Web-Entwickler könnten mit solchem Material Abfragen erzeugen, die statt einer langen Liste von Fundstellen eine einzige, nützliche Antwort generieren.

Hillis hofft ferner, dass sein System auch die Kommunikation von Maschine zu Maschine revolutionieren kann. Eine Fernbedienung etwa könnte sich automatisch mit Daten aus Freebase auf einen neuen Fernseher einstellen. Und ein zukünftiger Videorekorder könnte einfach aufhören zu blinken und sich selbst programmieren, statt seinen Besitzer zu verwirren.

Der Verleger Tim O'Reilly zieht für Freebase jedenfalls schon eine interessante Analogie: "Das ist wie ein System, mit dem man die Synapsen für das globale Gehirn erzeugt", sagt der Chef von O'Reilly Media.

Ein Spinner jedenfalls ist Freebase-Erfinder Hillis nun wirklich nicht: Er promovierte am Bostoner MIT über künstliche Intelligenz, gründete 1985 die (später kommerziell gefloppte) Supercomputerfirma Thinking Machines mit und wurde danach Forschungschef bei Walt Disney Imagineering. Zuletzt hatte er die Forschungs- und Beratungsfirma Applied Minds gegründet, aus der Metaweb - 2005 mit Venture Capital gegründet - als Spin-off hervorgegangen ist.

Die Idee eines "Wissens-Webs" hatte Hillis schon im Jahr 2000 unter dem Namen "Aristotle" beschrieben. Mit der Umsetzung ließ er sich aber noch eine Weile Zeit. Unter anderem galt es, geeignete Technikexperten dafür zu finden. Die sind nun mit Robert Cook (Produktentwicklung, Experte für Datenbank-Design und Parallel Computing) und John Giannandera (CTO, früher in gleicher Position bei Tellme Networks und der Browser Group bei Netscape/AOL) an Bord.

"Wir wollen versuchen, die Datenbank der Welt mit allen Informationen der Welt zu schaffen", sagt Hillis. Alle Daten darin werden unter eine Creative-Commons-Lizenz gestellt, die ein kostenloses Sharing gestattet. Später will Hillis daraus einem Bericht der "New York Times" zufolge auch ein Geschäft machen, indem Metaweb proprietäre Informationen in gleicher Manier organisiert.

Freebase enthält bereits allerlei Informationen aus der Wikipedia, zu Musiktiteln (aus Musicbrainz), zu rund 100.000 Restaurants (von Chemoz) sowie Zensusdaten und lokale Informationen. Eine Reihe privatwirtschaftlicher Anbieter, darunter Encyclopaedia Britannica, sollen bereits ihre Bereitschaft signalisiert haben, Teile ihrer bestehenden Datenbank ebenfalls einzuspeisen. (tc)