Stammdaten-Management

Fraunhofer nimmt sechs Systeme unter die Lupe

28.07.2009
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat sechs Stammdaten-Management-Lösungen etwa von SAP, Oracle und IBM unter die Lupe genommen.

Stammdaten sind ein wichtiges Gut für Unternehmen. Für die Akquise neuer Kunden wird viel Geld ausgegeben. Aber besonders in gewachsenen heterogenen IT-Landschaften, driften die Datenbestände von CRM-, ERP- und BI-Systemen im Laufe der Zeit oft auseinander. Das hat nicht nur Konsequenzen für das Kunden-Management: Auch vor dem Hintergrund zunehmender Compliance-Anforderungen und durchgängiger Geschäftsprozesse in Service-orientierten Architekturen (SOA) spielen unternehmensweit konsistente Daten eine zentrale Rolle. In einer Studie hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sechs Systeme für das Stammdaten-Management untersucht.

Die IAO-Erhebung stellt die Systeme anhand software- und herstellerbezogener Merkmale aus den Bereichen Technik, Integrationsfähigkeit, Datenqualitätsmanagement, Sicherheit und Benutzungsschnittstellen gegenüber. Untersucht wurden die Lösungen IBM InfoSphere MDM, Oracle Customer Hub, SAP NetWeaver MDM, Stibo Step 5, Sun CAPS und TIBCO CIM.

"Beim Vergleich der verfügbaren Systeme lässt sich weder ein eindeutiger Gewinner noch ein Verlierer ermitteln", sagt Jochen Kokemüller, Fraunhofer-Forscher und Autor der Studie "Stammdaten-Managementsysteme 2009". Zu unterschiedlich seien die Anforderungen der Anwender und die Architekturen der verschiedenen Systeme. Für ein gegebenes Einsatzfeld gebe es dennoch eine jeweils beste Lösung. "Dafür ist allerdings eine sehr genaue Zielvorstellung notwendig, die man in einem detaillierten Lasten- und Pflichtenheft festlegen sollte", sagt der Fraunhofer-Forscher.

Ein Stammdaten-Management sollte schrittweise eingeführt werden. (Quelle: Fraunhofer IAO)
Ein Stammdaten-Management sollte schrittweise eingeführt werden. (Quelle: Fraunhofer IAO)

Welche vorbereitenden Maßnahmen dafür nötig sind, erläutert Kokemüller detailliert in sechs Schritten: Datenanalyse, Datenmodell, Datenqualität, Datenintegration, Datenanreicherung, Datenkontrolle. Die Stammdaten-Managementsysteme wurden zu insgesamt 45 Themenkomplexen im Hinblick auf die wichtigsten Anforderungen aus typischen Einsatzszenarien untersucht. Dazu gehörten etwa technische Fragestellungen, Architekturen, Integrationsmechanismen, Datenmodellierung, Datenqualitätsmanagement, Sicherheit und Benutzerschnittstellen.

Die wichtigsten Stammdaten der Firmen sind Kunden und Produkte, weitere Stammdatenklassen sind etwa Kontorahmen, Geschäftspartner, Angestellte, Lieferanten, Liegenschaften oder das Inventar. "Stammdaten werden spätestens dann zu einem Problem, wenn ein Unternehmen Schwierigkeiten hat, eine konsolidierte Sicht auf zentrale Daten zu liefern", sagt Kokemüller, "sie spielen deshalb eine weit wichtigere Rolle für die Verfügbarkeit aktueller Daten, als man auf den ersten Blick annehmen möchte." Schlechte oder fehlerhafte Daten könnten verheerende Folgen haben: "Das kann soweit gehen, dass ein Unternehmen keine belastbare Aussage über die derzeitige Liquidität geben kann", so Kokemüller. Deswegen sei ein zentrales System zum Stammdaten-Management kein Luxus oder nur für Großunternehmen ein Problem. "Auch für typische Mittelständler, die heterogen gewachsen sind oder schon mal ein Unternehmen übernommen haben, ist das Thema relevant", betont der Fraunhofer-Forscher. Die Studie steht zum kostenlosen Download gegen Registrierung bereit. (jha)