Kostensenkung allein genügt nicht

Fraunhofer-Chef und Roland Berger fordern Innovationen

04.04.1997

Die Unternehmensberatung Roland Berger & Partner hat, wie deren Chef auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens erläuterte, eine Art Checkliste entwickelt, nach der Firmen ihre Innovationskraft verbessern können. Statt des bloßen Kostenabbaus seien, so Berger, vor allem Konzepte gefragt, mit denen man angesichts von rund acht Millionen Arbeitslosen für mehr Wachstum und Beschäftigung sorgen könne. Nach Ansicht des Consultants gibt es zur Überwindung der Arbeitsmarktkrise drei Strategien: Das Generieren von neuem Wachstum, die Senkung von Arbeitskosten, um dadurch die Position im globalen Wettbewerb zu verbessern, sowie die Umverteilung von Arbeit.

Zwar sollten in der Regel alle drei Maßnahmen greifen, der "Königsweg" sei jedoch neues Wachstum. Dies bedinge aber beschleunigte Produkt-, Prozeß- und Strukturinnovationen. High-Tech-Industrien haben hierzulande einen zu geringen Stellenwert, betonte Berger. Die deutsche "Know-how-Bilanz" sei pro Jahr mit rund vier Milliarden Mark per saldo negativ - es müsse für rund 7,8 Milliarden Mark Technologie zugekauft werden, denen lediglich 3,9 Milliarden Mark aus dem Export von High-Tech-Komponenten gegenüberstünden.

Auch der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jürgen Warnecke, vertrat auf der Jahrespressekonferenz seiner Organisation die Auffassung, daß eine Trendwende am Arbeitsmarkt nur durch innovative kleine und mittelständische Unternehmen ausgelöst werden könne. Deutschland bleibe ein leistungsfähiger Industriestandort - aber mit immer weniger Beschäftigten, skizzierte der Fraunhofer-Chef die aktuelle Situation. Neue Arbeitsplätze könnten vor allem in der Telecom, Multimedia- und Internet-Branche entstehen. Für keinen Ausweg aus der Jobkrise hält Warnecke Maßnahmen zur Kostensenkung. Sie griffen zu kurz, um für mehr Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit zu sorgen.