Karriere machen

Frauen verlassen die Komfortzone

17.11.2010
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Familienfreundliche Unternehmen

Es tut sich etwas. Rund 80 Prozent der Unternehmen hierzulande räumt dem Thema Familienfreundlichkeit einen hohen Stellenwert bei. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befragte im Herbst 2009 rund 1300 Firmen dazu. Seit der letzten Befragung im Jahr 2003 zeigen sich deutliche Fortschritte, denn damals waren nur 46 Prozent der Meinung, dass sie Familienfreundlichkeit etwas angehe.

Trotz Wirtschaftskrise erkannten die Unternehmen, dass der nächste Fachkräftemangel auch ihre Chancen für den kommenden Aufschwung schmälert. Das wichtigste Argument für ihr Engagement ist deshalb auch qualifizierte Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen (93,2 Prozent), sowie die Arbeitszufriedenheit der Angestellten zu erhöhen (93,1 Prozent). Auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnt sich das Engagement, denn Fluktuation und Krankenstand der Angestellten ist niedriger, wenn sich Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren lassen.

Gängigstes Mittel hierfür sind flexible Arbeitszeitmodelle oder Teilzeit. Zögerlich reagieren viele der befragten Betriebe aber wenn es darum geht, Telearbeit oder Job-Sharing-Modelle anzubieten, diese Angebote gibt es trotz viel besserer Kommunikationstools nur in jeder fünften Firma.

Wenn es um konkrete Betreuungsangebote wie einen Betriebskindergarten geht, halten sich die meisten Unternehmen zurück. Nur zwei von hundert Firmen bieten eine Kinderbetreuung an. Dagegen zeigen sich viele großzügig gegenüber ihren Mitarbeitern, wenn deren Kinder krank werden. Eltern können sich in mehr als der Hälfte der Unternehmen über die gesetzliche Regelung hinaus um ihre kranken Sprösslinge kümmern.

Frauen unterschätzen sich

Die oft zitierte Bescheidenheit von Frauen wurde in einer Studie wissenschaftlich belegt. Wenn es um die Besetzung von Führungsjobs geht, schätzen Frauen die eigene Leistung geringer ein als Männer und verbauen sich damit selbst Aufstiegschancen. "Die männliche Selbstüberschätzung ist nach unserer Beobachtung der Hauptgrund dafür, dass Frauen trotz objektiv besserer Eignung vielfach die Führungsposition verwehrt bleibt. Darunter leider dann der Erfolg der gesamten Gruppe", erklärt Studienleiter Ernesto Reuben von der Columbia University. Der Wissenschaftler empfiehlt, bei der Auswahl von Führungskräften messbare Leistungskriterien heranzuziehen.