Glassdoor-Studie

Frauen sollten mutiger werden

07.03.2022
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Frauen gehen weniger selbstbewusst in Verhandlungen bezüglich ihres Gehalts und wünschen sich von ihrem Arbeitgeber mehr Vergütungstransparenz und -gerechtigkeit, so eine aktuelle Studie.
Nach wie vor ist das Gehaltsgefälle zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitern groß. Frauen sollten selbstbewusster auftreten, lautet die Schlussfolgerung einer aktuellen Studie zu diesem Thema.
Nach wie vor ist das Gehaltsgefälle zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitern groß. Frauen sollten selbstbewusster auftreten, lautet die Schlussfolgerung einer aktuellen Studie zu diesem Thema.
Foto: Hyejin Kang - shutterstock.com

Im Vorfeld des Equal Pay Day am 7. März und des Weltfrauentages einen Tag später zeigt eine Glassdoor-Untersuchung, dass Frauen deutlich weniger Selbstvertrauen am Arbeitsplatz haben als ihre männlichen Kollegen, wenn es darum geht, über Gehalt zu sprechen. Der Equal Pay Day markiert den Zeitpunkt, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern durchschnittlich unentgeltlich im jeweiligen Jahr die gleiche Arbeit geleistet haben.

Laut Studie fällt es insbesondere Frauen schwer, am Arbeitsplatz selbstsicher zu sein und die eigenen Leistungen anzuerkennen. Dieses Empfinden wird als "Confidence Gap" bezeichnet. Im Rahmen der Umfrage stimmen 53 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer zu, dass es ein Selbstvertrauensdefizit zwischen Mann und Frau am Arbeitsplatz gibt.

Frauen zurückhaltender bei Gehaltsverhandlungen

Während 66 Prozent der Männer selbstsicher in die Gehaltsverhandlungen hineingehen, legen gerade einmal 47 Prozent der Frauen eine vergleichbare Selbstsicherheit an den Tag. Jedoch sind 73 Prozent der Frauen der Ansicht, dass sie aktuell eine Gehaltserhöhung verdient hätten und 41 Prozent sagen, dass ihre Zurückhaltung bei Gehaltsverhandlungen ihr Einkommen in der eigenen Karriere beeinflusst habe.

Die Umfrage zeigt, dass Arbeitgeber mehr tun könnten, um den Mitarbeiterinnen zu helfen, Gespräche über Geld zu führen. Nur eine von zwei Arbeitnehmerinnen glaubt, dass ihr Arbeitgeber die Gehaltsstruktur transparent darstellt. Dennoch sind 63 Prozent der Meinung, dass eine Gehaltstransparenz gut für das Geschäft ist, und 67 Prozent glauben, dass sie gut für die Mitarbeiterzufriedenheit ist.

Fragen lohnt sich in den meisten Fällen

Die Umfrage ergab zudem, dass es sich in der Regel lohnt, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen: In den meisten Fällen gibt es mehr Geld. 83 Prozent der befragten Personen, die in den letzten zwölf Monaten nach einer Gehaltserhöhung gefragt haben, haben auch eine bekommen - wenn auch nicht immer genau in der Höhe wie gefordert. Doch gerade Frauen fühlen sich bei diesem Thema oft unwohl. Das zeigen auch die Glassdoor-Zahlen: So hat die Hälfte der Frauen beispielsweise das letzte Jobangebot einfach ohne zu verhandeln angenommen.

In den vergangenen zwölf Monaten haben 45 Prozent der männlichen Arbeitnehmer nach einer Gehaltserhöhung gefragt, unter den Arbeitnehmerinnen haben jedoch nur etwas mehr als ein Drittel dieses Thema bei ihren Vorgesetzten angesprochen. Die Männer sind dabei erfolgreicher als die Frauen, fast die Hälfte von ihnen hat genau das erhalten, was sie gefordert hat. Bei den Frauen waren es hingegen nur vier von zehn (42 Prozent).

Transparente Gehaltsstrukturen gefordert

"Unsere Umfrage hat ergeben, dass die anhaltende mangelnde Transparenz um das Gehalt Frauen am Arbeitsplatz benachteiligt", so Jill Cotton, Karriereexpertin bei Glassdoor. Sie zitiert dazu weitere Zahlen aus der Studie: 40 Prozent der Arbeitnehmerinnen trauten sich nicht, über ihr Gehalt zu verhandeln, und nur 46 Prozent glauben, dass ihr Arbeitgeber genug tut, um das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu beseitigen. Außerdem ist eine von vier Frauen der Ansicht, ihr Unternehmen lege bis heute keinen Wert auf einen Ausgleich des Lohngefälles. Die Studie zeigt deutlich, dass auf diesem Gebiet noch einiges passieren muss, bevor Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht am Arbeitsplatz für gleiche Leistung den gleichen Lohn bekommen.

Die von OnePoll im Auftrag von Glassdoor durchgeführte Studie befragte zwischen dem 10. Februar und 16. Februar 2022 1.000 Beschäftigte aus Deutschland, die in Vollzeit erwerbstätig waren, ausgenommen Selbständige.