Hersteller macht seit zwei Jahren wieder Gewinne

Französischer Staat will Anteil an Bull verkleinern

23.05.1997

Die Compagnie des Machines Bull, Frankreichs traditioneller Computerhersteller, galt knapp ein Jahrzehnt lang als schwarzes Loch im französischen Staatshaushalt. Rund 22 Milliarden Franc Verluste summierten sich in den Jahren 1989 bis 1994. Dann kam mit Jean-Marie Descarpentries ein neuer Firmenchef und mit ihm frischer Wind in das Unternehmen. Er setzte eine nochmalige Finanzspritze in Höhe von sieben Milliarden Franc gegen den Widerstand der EU-Behörden durch und führte Bull zurück in die Gewinnzone.

Zwar belaufen sich die Gewinne der beiden vergangenen Jahre zusammen erst auf 700 Millionen Franc, und die Margen müssen auch noch verbessert werden, dennoch sieht sich Descarpentries auf dem richtigen Weg. Europas Unternehmen werden in den kommenden Jahren mehr Geld für die Informationstechnik ausgeben, und Bull könne daran partizipieren, hofft der Firmenchef.

Ein Teil des Aktienpakets des französischen Staats steht derzeit europäischen Investoren zum Kauf bereit. Paris will den Anteil von 28,8 auf 17,3 Prozent reduzieren, was den frei handelbaren Aktienbestand mehr als vervierfachen würde. Wie die "Financial Times" berichtet, ist das Aktienangebot bereits beträchtlich überzeichnet. Nach Aussagen von Regierungsmitgliedern könnten bei Bedarf noch mehr Aktien abgegeben werden. Auch die Franzosen müssen die Kriterien für den Euro erfüllen.

Das Beispiel Bull könnte als Privatisierungsmodell für ein anderes marodes französisches Staatsunternehmen, Thomson Multimedia, dienen. Thierry Breton, einst bei Bull zweiter Mann hinter Descarpentries, ist mittlerweile Chef der Thomson Electronics Group.