Neue billige Farbbildschirme für Portables und Multimedia ab 1994

Französischer Entrepreneur will den Display-Markt aufrollen

27.11.1992

Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

Paris - Jean-Luc Grand Clément, Mitte der achtziger Jahre als Gründer des ASIC-Herstellers ES2 hervorgetreten, nimmt sich eine neue Technologie zur Vermarktung vor: Seine Neugründung Pixel International erwarb vom staatlichen französischen Forschungslabor Leti die Rechte an einem Kaltkathoden-Flachbildschirm. Produktionsbeginn soll 1994 sein.

Leti, eine Einrichtung des französischen Atomenergie-Kommissariats in Grenoble, hat seit 1984 schätzungsweise 200 Mannjahre in das Projekt investiert:. Die Vorteile der Technologie sind nach Angaben der Forscher der im Vergleich zu LCD-Schirmen um mehr als die Hälfte geringere Stromverbrauch, schnellere Reaktion der Anzeige auf Bildveränderungen sowie ein unproblematisches und dadurch kostengünstiges Herstellungsverfahren. Zudem behaupten die Entwickler, die Darstellungsqualität reiche an den HDTV-Standard für hochlauflösendes Fernsehen heran.

Die Pixel-Displays sollen nach Grand Clément Vorstellungen Anwendung finden als Farb-Bildschirme für Bildtelefone und Notebooks - deren Gestehungskosten, heißt es, dadurch um umgerechnet bis zu 3000 Mark gesenkt werden könnten - sowie in Multimedia-Anwendungen und in der Auto- und Flugzeugelektronik. Wunschtraum der Franzosen wäre ferner die Beteiligung an einem EG-Programm zur HDTV-Förderung. Dann, meint Grand Clément, müßte es möglich sein, binnen fünf Jahren einen Bildschirm mit einem Meter Diagonale vorzustellen.

Pixel International mit Sitz in Rousset bei Marseille wurde zur industriellen Nutzung des Leti-Patents von Grand Clément zusammen mit seinen Partnern Claude Tournet und Michel Garcia im Juni 1992 gegründet. Das Unternehmen beschaffte sich für den Bau eines Werkes umgerechnet zirka fünf Millionen Mark Startkapital. Zu den Investoren zählen die Risikokapital-Firma Advent International, die auch den europäischen Venture-Fonds von Apple managt, Baring Ventures, die französische staatseigene Holding CEA Industries, Credit Lyonnais sowie regionale Fördergesellschaften in der Provence.

Der technische Vorsprung von Pixel könnte sich angesichts des vorhandenen Bedarfs - Firmen wie Bosch und Boeing sind dem Vernehmen nach stark an Farbdisplays zur Ausrüstung von Armaturentafeln interessiert - schon bald auszahlen. Das Stanford Research Institute hält eine Verdreifachung des Weltmarktes für Flachbildschirme bis 1995 auf 2,1 Milliarden Dollar für möglich. Könnte sich Pixel davon einen Anteil von fünf Prozent sichern, hätte sich der Einsatz der Investoren bereits sechsfach rentiert.