Franzoesische Werke am staerksten betroffen Die Groupe Bull muss bis 1994 rund 6500 Mitarbeiter entlassen Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

09.07.1993

PARIS - Auf einer Sitzung des zentralen Betriebsrates der Groupe Bull S.A. berichtete die Geschaeftsfuehrung Anfang dieser Woche ueber Massnahmen zur Durchfuehrung des Sozialplans fuer 1993/94. Nach dem Abbau von rund 12 000 Stellen in den vergangenen Jahren geht es dieses Mal um den Verzicht auf insgesamt 6500 Jobs bis 1994.

Am schwersten betroffen sein werden die beiden Bull-Werke in Villeneuve-dscq und in Angers.

Wegen der Konjunkturflaute und der nach wie vor unbefriedigenden finanziellen Ergebnisse gebe es fuer das Unternehmen keinen anderen Ausweg, erlaeuterte Personalchef Herve Hannebicque in einem Gespraech mit der Pariser Wirtschaftszeitung "Les Echos". Denn Lohn- und Lohnnebenkosten stellten 40 Prozent des Gesamtaufwandes der Gruppe dar. Der Vorstand schaetzte den Personalueberhang speziell in Frankreich auf sechs bis sieben Prozent.

Hannebicque zufolge sind von den in Frankreich gestrichenen 2850 Stellen bereits 700 abgebaut durch freiwilliges Ausscheiden, Fruehpensionierungen, Umstellung auf Teilzeitarbeit oder Wechsel von Beschaeftigten in eine selbstaendige Taetigkeit.

Der Konzern haette sich laut Personalchef allerdings gewuenscht, dass mehr Leitende und Angehoerige des mittleren Managements die Moeglichkeit eines freiwilligen Abschieds genutzt haetten. Statt der erwarteten Verteilung von 60 Prozent Management-Mitarbeitern und 40 Prozent Angestellten sei bisher jedoch eher das umgekehrte Verhaeltnis zu beobachten gewesen.

1991/92 musste Bull insgesamt etwa 15 Milliarden Franc (rund fuenf Milliarden Mark) Verluste wegstecken, und trotz diverser Kapitalhilfen des Grossaktionaers Staat sowie der privaten Partner IBM und NEC ist das Unternehmen immer noch mit 9,5 Milliarden Franc verschuldet. Auch fuer das laufende Jahr hat Industrieminister Gerard Longuet der Gruppe nach bereits gewaehrten Zwischenkrediten in Hoehe von 2,5 Milliarden Franc weitere Finanzhilfe zugesagt, falls Konzernchef Bernard Pache bis Mitte Juli einen "glaubhaften und weitreichenden Sanierungsplan" vorlege.