Franzoesische Tochter schliesst mit Verlust ab Kostspieliger Sozialplan drueckt das Ergebnis von SNI France Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

07.01.1994

PARIS - Erst zum Ende des Geschaeftsjahres 1993/94 erwartet SNI France nach Angaben von Generaldirektor Kurt Hollederer erstmals ein ausgeglichenes Betriebsergebnis. Zum 30. September des vergangenen Jahres musste die franzoesische Tochter der Muenchner Gruppe dagegen noch- mals ein Minus von 200 Millionen Franc (rund 62 Millionen Mark) ausweisen.

Der erhoffte Ausgleich im angelaufenen Geschaeftsjahr 1993/94 ist freilich nur um den Preis eines nochmaligen einschneidenden Stellenabbaus moeglich: Nachdem 1992/93 bereits 825 Arbeitsplaetze gestrichen wurden, gehen in den kommenden Monaten nochmals 505 Jobs verloren, davon allein 200 am Hauptsitz in Cergy bei Paris. Die Massnahme trifft dort ein Drittel aller Mitarbeiter.

Wie Hollederer weiter berichtete, blieb der Umsatz des Unternehmens 1993 mit 1,86 Milliarden Franc im Vergleich zum Vorjahr (1,83 Milliarden) fast unveraendert. Auch fuer das naechste Jahr rechnet der Generaldirektor nicht mit einer Steigerung der Einnahmen. Beim Ergebnis nach Steuern ging es dagegen in letzter Zeit kraeftig auf und ab - allerdings stets im Bereich der roten Zahlen.

So gab es in Frankreich 1991 - dem ersten Jahr nach der Fusion von Nixdorf mit der DV-Sparte von Siemens - ein Minus von 489 Millionen Franc, im Jahr darauf einen Verlust von 236 Millionen, und zum 30. September 1993 belief sich das Defizit auf 446 Millionen Franc.

Grundsaetzlich haette daran die schwache Konjunktur Schuld getragen, erlaeuterte der Generaldirektor Hollederer. Hinzu kamen jedoch fallweise umfangreiche Rueckstellungen fuer die Sozialplaene des folgenden Jahres. Da auch 1994 wieder ein solcher Plan bevorsteht, schaetzt der Chef der SNI-Tochter den Verlust nach Steuern im kommenden Jahr bereits jetzt auf ungefaehr 400 Millionen Franc.

Der Sozialplan umfasst rund 200 echte Kuendigungen, 150 weitere Stellen verschwinden durch interne und externe Umsetzungen und den Uebergang auf Teilzeitbeschaeftigung. Die Moeglichkeit der Fruehpensionierung will SNI France Arbeitnehmern ueber 55 Jahren ebenso eroeffnen wie finanzielle Unterstuetzung bei der Uebernahme oder Gruendung eines eigenen Unternehmens gewaehren. Etwa zehn solcher Projekte wuerden derzeit "erwartet oder schon geprueft".

Gleichzeitig plant SNI France bis Ende 1995 auch 150 Neueinstellungen und will mit dem Betriebsrat demnaechst Verhandlungen ueber eine vorweg zu vereinbarende Jahresarbeitszeit fuehren. Bestimmte Geschaeftszweige wie die Wartung koennten dabei als erste versuchsweise auf dieser Basis arbeiten.