Franz Pixelbauer und seine Welt: B-to-B oder die totale Transparenaz des Internet

18.05.2001

Franz Pixelbauer hat gerade eine interessante Vorlesung über Business-to-Business-Marktplätze hinter sich. Der Professor hatte von einem B-to-B-Marktplatz zwischen Kfz-Werkstätten, Autoteileherstellern und Zwischenhändlern berichtet. "Wenn du dir vorstellst", sagt Franz zu seinem Freund Max in der Mensa, "dass es allein 250000 Werkstätten in Westeuropa gibt, dazu 30000 Zwischenhändler und rund 16000 verschiedene PKW-Modelle, kannst du in etwa erahnen, welche Vorteile elektronische Marktplätze haben: beschleunigte Abwicklung der Bestellungen und Lieferungen; totaler Überblick über die günstigsten Preise bei allen Autoteilen durch einen Mausklick; sofortige Bestätigung der Verfügbarkeit der Ware und schließlich einfache Ermittlung interessanter Lieferanten."

"Das hört sich ja gut an", meint Max. "Fragt sich nur, wer dabei ins Gras beißen muss?" Da war er wieder, der ewige Kritiker Max. Von positiv denken hatte der auch noch nichts gehört. "Im Internet werden doch nur die Geschäftsbeziehungen nachgebildet, die heute in der Realität auch schon vorhanden sind", entgegnet Franz. Für seinen Kommilitonen hingegen sah die Sache ganz anders aus: "Das denkst auch nur du. Vieles von dem, was heute am Telefon oder in Geschäftsbriefen zwischen zwei Geschäftspartnern verhandelt wird, steht künftig für jeden lesbar im Internet - so zum Beispiel auch Preise und Konditionen. Durch diese Transparenz ändert sich etwas grundlegend.

Virtuelle MarktplätzeDie Firma, die vielleicht noch etwas günstiger ist, ist nur einen Mausklick entfernt. Und nicht zu vergessen: Viele interne Arbeiten wie Telefonate, Formulare ausfüllen, Buchungen machen können dann auch wegfallen. Zwischenhändler sind doch dann in Zukunft eh überflüssig. Bei der totalen Transparenz des Internet kann doch alles direkt zwischen Kfz-Werkstätten und Autoteileherstellern abgewickelt werden. Und diese Branche steht doch nur exemplarisch für viele andere."

Franz muss sich erst einmal neu sortieren: "Also erstens glaube ich nicht, dass alte Geschäftsbeziehungen, die im Laufe der Jahre durch Vertrauen gewachsen sind, sich von heute auf morgen auflösen, nur weil der Konkurrent im Internet ein bisschen preiswerter ist. Da spielt doch auch so etwas wie Zuverlässigkeit und Qualität eine Rolle. Zweitens muss das mit dem Wegrationalisieren der Zwischenhändler ja nicht so kommen. Bei den Tausenden von Akteuren in der Kfz-Branche muss es doch Händler geben, die in der Lage sind, die Seriosität der Lieferanten beurteilen zu können, und die zudem die Kleinaufträge für Lieferanten bündeln oder regionale Lager einrichten, um dadurch schnell liefern zu können."

Das Gespräch zwischen Franz und Max ging noch eine Weile hin und her. Es wurde noch darüber gestritten, ob das alles auf eine globale Konzentration hinauslaufen wird und am Ende die Großen die Nase vorn haben werden. Einig war man sich eigentlich nur darin, dass durch die elektronischen Marktplätze alle Branchen in nächster Zeit kräftig durchgeschüttelt werden und Firmen wie Beschäftigte ganz schön auf der Hut sein müssen, wenn sie nicht "ganz real" vom Marktplatz fliegen wollen.

Franz Pixelbauers Alter EgoArno Rolf arbeitet als Informatikprofessor an der Universität Hamburg. Seine Schwerpunkte sind Wirtschafts- und Umweltinformatik sowie Technikfolgenbewertung. Seine Erfahrungen und Erlebnisse mit den Studenten und seinen beiden Söhnen, die im Alter der Internet-Generation sind, hat er in der Kunstfigur des Franz Pixelbauer gebündelt. Dieser ist zwar begeistert von seinem Informatikstudium, stellt sich aber immer wieder Fragen, die über eine rein technische Sicht der Dinge hinausgehen.