Machtkampf um den UMTS-Markt

France Télécom will Mobilcom schlucken

29.03.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Streit zwischen der France Télécom und Mobilcom geht in die entscheidende Phase: Berichten zufolge wollen die Franzosen den norddeutschen Carrier komplett übernehmen, indem sie den Anteil des Firmengründers Gerhard Schmid kaufen.

Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" hat die France Télécom überraschend ein Angebot für die Übernahme der Mehrheit von Mobilcom abgegeben. Für jede seiner Aktien soll Schmid 2,75 Anteilscheine des Mobilfunkers Orange bekommen, einer Tochter des französischen Staatsunternehmens. Der Preis von 22 Euro liegt damit um rund 8,5 Euro über dem Freitagskurs des Mobilcom-Papiers. Die Transaktion soll nach dem Bericht vorerst über Banken abgewickelt werden, die das Aktienpaket später an die France Télécom übertragen sollen.

Diese Lösung per Aktientausch hätte insofern Charme für die Franzosen, weil sie keine neuen Schulden machen müssten. Der Ex-Monopolist hat rund 60 Milliarden Euro Verbindlichkeiten angehäuft. Zwar konnten im vergangenen Geschäftsjahr etwas mehr als vier Milliarden Euro getilgt werden, eine ausgeglichene finanzielle Situation werde jedoch erst 2005 erreicht, hieß es. Dazu muss sich France Télécom jedoch von verschiedenen Minderheitsbeteiligungen, etwa dem italienischen Mobilfunker Wind, trennen.

Auch für Mobilcom blieb das Geschäftsjahr 2001 hinter den Erwartungen zurück. Der Büdelsdorfer TK-Anbieter musste einen Verlust von 205,6 Millionen Euro ausweisen, im Vorjahr hatte das Minus noch 89,3 Millionen Euro betragen. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) belief sich auf minus 65,5 Millionen Euro, während Analysten im Durchschnitt von einem Ebitda-Verlust in Höhe von 46,5 Millionen Euro ausgegangen waren. Schuld an dem schlechten Ergebnis von Mobilcom sind vor allem die hohen UMTS-Aufwendungen sowie die Kosten für den Konzernumbau. Die UMTS-Lizenzgebühren von etwa acht Milliarden Euro sind darin noch nicht berücksichtigt.

Offen zutage getreten war der Streit zwischen den Telco-Partnern vor einigen Wochen, als Mobilcom-Chef Schmid Milliardeninvestitionen von den Franzosen in das neue UMTS-Netz gefordert hatte. Diese wollten angesichts ihrer Schulden nur rund 500 Millionen Euro zuschießen, was laut Mobilcom gegen die Verträge verstößt.

Erst in der vergangenen Woche hatte Schmid den Druck auf seinen Gegenspieler Michel Bon erhöht und einen Zwangsverkauf seiner Anteile an die Franzosen angedroht. Grundlage hierfür soll eine Vertragsklausel sein, mit der die France Télécom gezwungen werden kann, 33 Prozent von Mobilcom aus Schmids Depot zu übernehmen, falls es zu "unüberbrückbaren Differenzen" kommt. Gegenwärtig hält die France Télécom 28,5 Prozent an den Büdelsdorfern, Schmid selbst verfügt über 42 Prozent. (ajf)