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France Télécom will das Vertrauen der Anleger zurückkaufen

23.11.2005
Laut Finanzchef Michael Combes könnten Dividenden und Aktienrückkäufe künftig eine wichtigere Rolle spielen.

France Télécom, der nach der Deutschen Telekom zweitgrößte TK-Konzern Europas, ist bei seinen Aktionären in Ungnade gefallen: Noch im Juni hatte das Pariser Unternehmen im Rahmen seiner neuen Dreijahresstrategie "Next" versprochen, den Umsatz ab 2005 um jährlich drei bis fünf Prozent zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, kündigte France Télécom unter anderem die Einführung kombinierter Festnetz- und Mobilfunkdienste an. Ende Oktober - nach der milliardenschweren Übernahme des spanischen Mobilfunkbetreibers Amena - warnte der Carrier dann überraschend davor, er werde die vorgegebenen Umsatzziele mit einem Plus von unter drei Prozent bereits im ersten Jahr verfehlen. Der Aktienkurs reagierte auf die Hiobsbotschaft mit deutlichen Verlusten. Zum Wochenanfang war die Aktie rund 21 Euro wert - 18 Prozent weniger als Mitte August und acht Prozent unter dem Stand des Vorjahres.

Grund ist nicht nur die aktuelle Geschäftsentwicklung: Eine Reihe von Aktionären ärgert sich seit längerem darüber, dass France Télécom viel Geld für die Schuldentilgung aufwendet, während Kapitalerhöhungen zur Finanzierung von Restrukturierungskosten und Übernahmen die Anleger zusätzlich belasten. So konnte der Carrier seine Verbindlichkeiten zwar innerhalb von drei Jahren um rund 30 Milliarden Euro reduzieren; gleichzeitig wurden jedoch die Aktionäre indirekt mit mehr als 18 Milliarden Euro zur Kasse gebeten, die Dividendenzahlung für 2003 wurde angesichts eines Rekordverlusts ausgesetzt.

France Télécom sei sich der Wünsche der Investoren bewusst, so Finanzchef Michel Combes. Andererseits drohte das Unternehmen noch vor drei Jahren unter seiner Schuldenlast von 73 Milliarden Euro zu ersticken und könne noch keine langsamere Gangart beim Abbau der Verbindlichkeiten einschlagen, um finanziell flexibel zu bleiben. Combes kündigte jedoch an, er werde dem Aufsichtsrat im Februar einen neuen Finanzplan vorlegen. Dabei würden einige Summen verändert, um Dividenden und Aktienrückkäufe stärker zu berücksichtigen.

Die aktuelle Maßgabe sieht vor, dass France Télécom mindestens ein Drittel seiner liquiden Mittel zur Schuldentilgung verwendet. Ein weiteres Drittel sollen die Aktionäre in Form von Dividenden erhalten, während der Rest für Übernahmezwecke bereitgestellt wird. Einige Investoren bezweifeln jedoch, ob der Carrier die erwarteten Gelder - immerhin bis zu 29 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren - erwirtschaften kann, andere hegen den Verdacht, dass das Unternehmen Geld für zusätzliche Akquisitionen hortet. (mb)