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France Télécom sucht Lösung des Mobilcom-Problems

04.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Aktien von France Télécom und Mobilcom verspürten am gestrigen Mittwoch trotz schwacher Börsen überraschend einen leichten Aufwind. Grund war ein für den Abend einberaumtes Treffen des Aufsichtsrats von France Télécom, bei dem die Optionen für den Büdelsdorfer Mobilfunkanbieter diskutiert werden sollten. Der schuldenbeladene französische TK-Konzern ist an Mobilcom mit 28,5 Prozent beteiligt und will das Unternehmen nach Unstimmigkeiten über den Aufbau eines UMTS-Netzes in Deutschland mehrheitlich übernehmen. Aufgrund des erbitterten Streits der Franzosen mit dem ehemaligen Mobilcom-Chef und Firmengründer Gerhard Schmid hatte die France-Télécom-Aktie seit Anfang des Jahrs rund drei Viertel an Wert verloren.

Wie aus unternehmensnahen Kreisen verlautete, wurde eine endgültigen Lösung zwar noch nicht gefunden. Es gebe jedoch Erfolge bei den Verhandlungen mit den Mobilcom-Zulieferen Nokia und Ericsson, hieß es. Die Franzosen verlangen, dass die beiden TK-Ausrüster auf einen Teil ihrer Forderungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro verzichten. France Telecom hatte mit den Gläubigerbanken von Mobilcom bereits eine ähnliche Vereinbarung bei der Umschuldung von Verbindlichkeiten in Höhe von 4,7 Milliarden Euro getroffen.

Unabhängig davon erhielten die Anleger gestern einen detaillierteren Eindruck über die unmittelbaren Verbindlichkeiten des französischen Konzerns. Die beiden Rating-Agenturen Moody's Investor Service und Standard & Poors hatten Ende Juni die langfristige Kreditwürdigkeit auf die unterste Stufe vor dem Junk-Status zurückgesetzt. Sie befürchten, dass die Schulden des Unternehmens in diesem Jahr von 61 Milliarden auf 75 Milliarden Euro ansteigen werden. In einem bei der US-Börsenaufsicht eingereichten Papier erklärte France Télécom, als Konsequenz würden sich die Finanzierungskosten des Konzerns im laufenden Jahr um 110 Millionen Euro, im kommenden Jahr sogar um 230 Millionen Euro erhöhen.

Damit nicht genug könnten die Franzosen durch das Downgrading zu einem Aktienkauf in Milliardenhöhe gezwungen werden. Der Grund: France Télécom hat sich laut Presseberichten dazu verpflichtet, im Falle einer Herabstufung von seinem Kooperationspartner Kulczyk Holding für 1,7 Milliarden Euro Aktien des polnischen TK-Unternehmens zurückzukaufen. Außerdem könnten bestimmte Gläubiger die vorgezogene Rückzahlung von etwa 400 Millionen Euro verlangen. (mb)