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France Télécom: Regierung dementiert Rückkaufpläne

01.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die neugewählte französische Regierung hat Presseberichte zurückgewiesen, wonach ein Rückkauf des hoch verschuldeten TK-Konzerns France Télécom erwogen werde. Ein Sprecher des Finanzministeriums revidierte damit eine frühere Stellungnahme seines Ressorts am frühen Morgen, in der ein entsprechender Zeitungsbericht bestätigt wurde: "Eine Wiederverstaatlichung steht derzeit nicht auf der Agenda", erklärte der Sprecher.

Die Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" hatte in ihrer Montagsausgabe berichtet, dass der Mehrheitsaktionär den Rückkauf des ehemaligen Staatskonzerns plant, wenn sich das Marktumfeld um France Télécom nicht in der nächsten Zeit erholen werde. In dem Artikel zitierte Regierungsfunktionäre erklärten, eine Übernahme der Minderheit lasse sich sowohl intellektuell wie auch aus Sicht des Landes rechtfertigen. "Wir können angesichts der Entwicklung bei den Aktien- und Darlehensrenditen von France Télécom nicht einfach die Hände in den Schoß legen", hieß es. Außerdem käme dieser Schritt beim aktuellen Aktienkurs billiger als eine mögliche Bezugsrechtsemission.

Nachdem die Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's die Kreditwürdigkeit des französischen Konzerns in der vergangenen Woche zurückgestuft hatten (Computerwoche online berichtete) befürchten die Anleger, dass France Télécom der Schuldenberg über den Kopf wächst. Seit Jahresbeginn ist der Kurs der Aktie um über 75 Prozent gefallen. Auch der französische Staat, der nach der Teilprivatisierung im Jahr 1997 noch mit 56 Prozent an France Télécom beteiligt ist, gerät damit unter Zugzwang. Gleichzeitig könnte sich die neu gewählte konservative Regierung mit einer Lösung des Problems bei den über 1,5 Millionen Kleinanlegern der französischen "T-Aktie" beliebt zu machen.

Die widersprüchlichen Meldungen sorgten bei den Anlegern von France Télécom am heutigen Montag für Verwirrung. Am Vormittag wurde der Handel mit der Aktie sogar vorübergehend ausgesetzt, nachdem Spekulationen über einen möglichen Rückkauf den Kurs in die Höhe trieben. Gegen 14 Uhr notierte das Papier mit 11,07 Euro mehr als 17 Prozent über dem Schlusskurs am Freitag. (mb)